CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)

Daimonji - Improg
(77:13, Musea, 2003)

Tatsuya Yoshida kennt der versierte Insider der durchgeknallten Klänge bereits von seinem Extrem-Getrommel bei der japanischen Kultformation Ruins. Zusammen mit wechselnden Bassisten treibt er dort den Zeuhl Stil, der von Magma kreiert wurde, fast ab absurdum. Überschnell mit Punk Attitüde versehen, steht er dort ständig unter Dauerstrom und haut mit Bravour überschnelle Phrasen heraus, die manches mal nah an der Grenze der Selbstkarikatur sind. Dass es bei ihm auch mal etwas ruhiger geht - wobei, ganz ehrlich, was heißt bei Yoshida schon ruhiger, für "Normalsterbliche" ist es immer noch verdammt flott - beweist er bei seinem aktuellen Projekt, dem Trio Daimonji. Zusammen mit Keyboarder Hoppy Kamiyama und Bassist Mitsuru Nasuno entstehen hier ellenlange, durchgeknallte Zeuhl-Monster, die es in Ausdehnung und Einfällen durchaus mit Magma messen können, jedoch ebenfalls durch die Keyboards immer wieder kurzfristig sinfonischen Progressive Rock Einfluss erkennen lassen. Aber Yoshida wäre eben nicht er selbst, wenn es trotz Jazz Rock, sinfonischen Einfällen, stakkatoartigem Gesang und magmaesken Wurzeln eben noch eine Spur wilder zugehen würde. Von langsamen Spannungsaufbau oder manischer Gesangsakrobatik ist hier nur sehr wenig zu vernehmen - vielmehr heißt es permanent: Vollgas voraus, immer eine Spur abgedrehter als das Original! Hinter "Improg" steckt die Idee, völlig improvisierten Jazz Rock progressiv zu verfremden, eine Art improvisierten Prog eben. Die vier Stücke sind somit ein nicht endenwollender, wahnsinniger Fluss von ständigen Breaks und wechselnder Intensität. Oder wie heißt es so schön in der Beurteilung von Musea: "Really impressive and exciting" - zweifelsohne!

Kristian Selm



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