CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Yoshida Tatsuya - Magaibutsu
(67.01, No Man's Land, 2003)

Yoshida Tatsuya ist der Kopf des japanischen Duos Ruins. Sein Solowerk "Magaibutsu" gab es bereits nicht mehr, so dass das Berliner Label No Manīs Land (übrigens auch ein sehr interessantes Mailorder-Unternehmen für Avant / Progressive / Noise / Jazz etc) die überarbeitete und remixte Musik samt 6 Bonussongs wiederveröffentlichte. Ähnlich wie bei den Ruins geht Yoshida Tatsuya auch hier vor. Ihm gefällt Musik besonders, wenn sie aus Krach besteht, der schön laut ist. Fast jeder Song birgt zudem die lautmalerisch "gesungenen" Pseudo-Texte, die purer Nonsens sind (und eine Mischung aus japanisch, französisch, kobaianisch und ...venusianisch? sein könnten), aus reiner Lust an Tönen hervorgebrachte Wortfetzen ohne Sinn, aber mit Verstand. Yoshida setzt die Stimme als weiteres Instrument ein und gerät des öfteren in ähnliche Dimensionen wie Christian Vander von Magma, der seiner kobaianischen Gang eine eigene Sprache schenkte. Instrumental unterscheidet sich "Magaibutsu" von Ruins-Werken. Weniger brutal-hartes Schlagzeug und das Fehlen des Basses, dafür Keyboards, allerlei Percussion und vor allem der stete Gesang (auch schon mal im Chor mit sich selbst) und Pseudo-Jazz-Orientierung füllen den tonalen bis atonalen Raum. Stets ist die Lust zu hören, mit der Yoshida zu Werke geht. Es muss ihm eine besondere Freude sein, diese wilden, quasi strukturlosen Energiebündel von Songs zu spielen. Dabei ist jeder Ton komponiertes Liedgut, bewusst inszenierte Kunst. Schönstes Stück der CD ist das 16. Stück "Ijocuff", dass in anderer Fassung als Nummer 22 noch einmal auf der CD ist. Das immer gleiche Thema wird mal langsam, mal schnell gespielt und wechselt unvermittelt die Geschwindigkeit (nicht den Rhythmus) und den Klang. Ein radikales Stück, das ungemein lustvoll ist, von einem Humor erschaffen, der Absurditäten nicht scheut! Wer Lust auf Krach-Musik hat und Spaß an schräg-krankem Lärm, kann hier nicht vorbei. Besondere Empfehlung!

Volkmar Mantei



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