CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Isildurs Bane - Mind Vol.4: Pass
(56:36, Ataraxia Productions, 2003)

Eines kann man Isildurs Bane wirklich auf keinen Fall vorwerfen: dass die Band einfach nur ein weiteres Album mit altbekannten Zutaten immer wieder neu aufnimmt. Überraschten einen die Schweden auf "Mind Vol.3" mit einem sehr jazzigen, minimalistischen, improvisierten Ansatz, gehören "Mind Vol.1" und das Livealbum "Mind Vol.2" sicherlich aufgrund ihrer Vielschichtigkeit zu den musikalischen Höhepunkten der langen Bandgeschichte, so ist "Mind Vol.4: Pass" wieder mal eine völlige Kehrtwendung in ganz andere Gefilde. Die eigene Philosphie von "Research & Development", die hinter dem Konzept "Mind" steht, lotet jedes mal eine andere musikalische Facette der Band aus und dies spiegelt sich ebenfalls auf diesem Album in aller Konsequenz wieder. Zum ersten mal seit 20(!) Jahren gibt es wieder Gesang bei Isildurs Bane, insgesamt ist der Ansatz wesentlich songorientierter, wobei man jedoch keineswegs auf experimentelle Instrumentalpassagen verzichten muss. Das zu Beginn geplante Konzept von "Screenplay", der Verbindung von Musik und Theater, wurde über Bord geworfen und die ursprünglichen Ideen einfach umarrangiert, mit neuen Texten, einem anderen Ansatz versehen. Besonders im Vergleich zu den ursprünglichen Versionen, die die Band teilweise auf dem Nearfest 2002 live präsentierte, ist hier ein deutlicher Fortschritt und positive Weiterentwicklung zu verzeichnen. Stilistisch erinnert "Mind Vol.4: Pass" in seiner Stimmung und Vergleichbarkeit sehr grob an eine Mischung aus Peter Gabriel und zuweilen der melodischen Seite von King Crimson. Im Gegensatz zu den anderen Alben aus dem "Mind" Zyklus, ist "Vol.4" definitiv am zugänglichsten, strukturiertesten, musikalisch sicherlich am unspektakulärsten. Vor allem eine traurige, getragene Atmosphäre durchzieht das Album wie ein roter Faden. Eine introvertierte, melancholische Stimmung nimmt den Hörer mit oder lässt ihn irritiert zurück, da man hinter so ein Album sicherlich nicht Isildurs Bane vermutet hätte. Doch gerade in den sinfonischen, komplexeren Momenten, den pastoral angehauchten Parts und vor allem den gefühlvollen bis hin zu expressiven Gitarrensoli wird der Prog Hörer in Gewissen Maße wieder eingefangen. "Mind Vol.4: Pass" gesteht neben der Atmosphäre, vor allem den melodischen Momenten wesentlich mehr Raum und Entfaltung zu. Wie schon bei "Mind Vol.3" werden die Meinungen bezüglich dieses Albums weit auseinander gehen. War der Vorgänger mehr etwas für aufgeschlossene, experimentierfreudige Genossen, so setzt "Mind Vol.4: Pass" den melodischen Gegenpol, ohne gänzlich die Experimentierfreudigkeit außen vor zu lassen.

Kristian Selm



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