CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Rick Wakeman And The New English Rock Ensemble - Out there
(51:51, Music Fusion, 2003)

Unter den unzähligen Alben, die Rick Wakeman in seiner langen Karriere veröffentlicht hat, befinden sich leider, leider ein recht großer Anteil von eher zweifelhafter Natur. Die Klassiker seiner Solokarriere veröffentlichte der Tastenmagier - auch laut Ansicht seiner Fans - alle Mitte / Ende der 70er. Anschließend erreichten nur noch wenige Alben - wie z.B. mit Einschränkungen "Return to the centre of the earth" - an den Standard der Vergangenheit heran. Bedauerlich eigentlich, denn Wakeman ist einer DER Keyboard-Ikonen im Rockgeschäft, jedoch fehlte es ihm gerade in jüngster Zeit am kompositorischen Geschick bzw. der rechten Inspiration und oft auch am Geld für seine aufwendige Produktionen. "Out there", welches unter dem Bandwurmnamen Rick Wakeman And The New English Rock Ensemble eingespielt wurde, ist glücklicherweise endlich wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn der Name Wakeman dieses Projekt markttechnisch geschickt platziert dominiert - okay, er hat auch alle Songs und Texte geschrieben, sowie das Album produziert - so sieht die musikalische Umsetzung weit weniger egomanisch aus. Hinter dem NERE = New English Rock Ensemble verbirgt sich eine richtige Band, als deren bekanntesten Beteiligte der langjährige Wegbegleiter Tony Fernandez am Schlagzeug, sowie der in Progkreisen nicht ganz unbekannte Damian Wilson (u.a. Landmarq, Threshold, Star One) mitwirken. Und siehe da: im Bandgefüge klingen die Wakeman'schen Ideen doch gleich um einiges packender. Neben der stimmlichen Klasse von Wilson, ist es vor allem Gitarrist Ant Glynne, der u.a. bereits für Mike Oldfield und Asia arbeitete, der sich solistisch nach vorne spielt. "Out there" ist also kein reines Keyboardalbum, trotzdem es natürlich die typischen Wakemanläufe, sowie den unvermeidbaren Bombast mit Chören zu hören gibt, dennoch bekommen die anderen Beteiligten genügend musikalischen Freiräume. Stilistisch bewegen sich die sechs, recht flott arrangierten Kompositionen im melodischen, sinfonischen Progressive Rock Bereich, sind klanglich eine Verbindung von alten (Mellotron, Orgel) und neuen Sounds. Gerne gibt's es mal richtig schönen Breitwandbombast, jedoch besonders härtere Gitarrenriffs, sowie der schmetternde Gesangsstil verleihen den Songs eine angenehme Klangtiefe. Logisch, Wakeman und seine Mitstreiter erfinden das Rad keineswegs neu, mancher Einfall ist recht plakativ gehalten, aber dennoch kann man endlich wieder mal ein Album des Meisters der schwarzen und weißen Tasten mit guten, ehrlichen Gewissen empfehlen. Mensch Rick, es geht doch noch!

Kristian Selm



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