CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Ultime Atome - Dark visions
(54:43, Musea, 2003)

Wäre "Dark visions" Mitte der 80er herausgekommen, so hätte sich eine ausgehungerte Prog Hörerschaft sicherlich bereitwillig auf dieses Album gestürzt. Doch inzwischen befinden wir uns im 21.Jahrhundert, es gibt glücklicherweise jede Menge Bewegung im Prog Bereich und so wirkt das Debüt der französischen Band Ultime Atome mehr wie eine Déjà Vu Erlebnis, ein antiquierter, ungewollter Zeitsprung in die Vergangenheit. Vier Songs im Longsongformat (14:07, 22:08, 8:39, 9:46), ganz klarer Neo Prog Einschlag im 80er Jahre Sound, düstere Dramatik und Bombast bestens vermengt - eigentlich stimmen die Zutaten, um ein breitere Hörerschaft anzusprechen. Doch wirken die Sounds irgendwie nicht mehr zeitgemäß, es fehlt ihnen die aktuelle Frische. Hinzu kommt der sehr stark akzentbelastete Gesang von Frontmann Jean Marc Tesorio - nicht gerade ein Ohrenschmaus, aber durchaus noch akzeptabel. Interessanterweise kann man sich auf Dauer dann irgendwie mit diesen Einschränkungen arrangieren. Mag aber nur daran liegen, dass es sich nur um einen schleichenden Gewöhnungsprozess handelt. Egal, denn andererseits verfügen die Franzosen durchaus über Potenzial bei ihrem dramatisch und ausschweifend angelegten Neo Prog. Trotz Überlänge klingen die Songs nicht nach lieblos zusammengebastelten Stückwerk, sondern folgen einer inneren, nachvollziehbaren Logik, enthalten spannende Momente. Es wird sich zeigen, inwieweit die Neo Prog Fans von heute, gerade in Anbetracht des aktuellen Angebots bereit sind, Ultime Atome ihr Vertrauen und ihre Kaufkraft zu schenken.

Kristian Selm



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