CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Tempest - Shapeshifter
(47:16, Magna Carta, 2003)

Eine kalifornische Band die keltisch und nordeuropäisch inspirierten Folk Rock spielt, mutet auf den ersten Blick etwas komisch an, denkt man doch bei Kalifornien vorurteilsbelastet erst einmal an relaxten Westcoast Sound. Stilistisch bewegen sich Tempest zudem recht weit ab von dem, was man ansonsten von Magna Carta geboten bekommt. Doch seit 1988 geht das Quintett mit wachsendem Erfolg der traditionellen europäischen Folk Inspiration nach und sie klingen irischer, authentischer, als manche Band von der Insel. "Shapeshifter" ist das mittlerweile zehnte Album der Bandgeschichte und bereits das fünfte für Magna Carta. Die 10 Titel teilen sich auf dem aktuellen Longplayer zur einen Hälfte in eigene Stücke, zur anderen Hälfte in rockig aufgewertete Traditionals auf, die aber keineswegs in ihrer Interpretation mit der Vergangenheit brechen. So geben zwar akustische Instrumente, wie die unvermeidliche Fiddle oder Mandoline meist die Melodiemuster vor, aber gelegentlich lassen es Tempest elektrifiziert rockig, hin und wieder sogar progig krachen. Hinzu kommen fein arrangierte, mehrstimmige Vokalharmonien, die der Musik noch den letzten Schliff verpassen. Mit Robert Berry (ex-Three Mitglied zusammen mit Emerson und Palmer) hat man sich zum wiederholten Male zudem einen fähigen Produzenten geholt, der dem Klang die nötige Brillanz und Tiefe verleiht. Bandleader Lief Sorbye spricht von "Shapeshifter" als dem ausgereiftesten Werk, dass die Band bisher aufgenommen hat. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Wer auf keltischen Folk Rock steht, darf hier sicherlich bedenkenlos zugreifen.

Kristian Selm



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