CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
RC2 - RC2
(69:01, Musea, 2003)
Nachdem seit einigen Jahren so fast alles, was irgendwie einen Latin Touch hat, kommerziell ausgeschlachtet wird, dürfte wohl inzwischen auch der breiten Allgemeinheit bekannt sein, dass man neben U.S.-amerikanischen Musikern, die nur über einen spanischen Namen verfügen, originär in Mittel- und Südamerika durchaus interessante Pop- und Rockmusik produziert. Ob nun die aus Kolumbien stammende Shakira, die musikalisch weit mehr bietet, als nur ihre allgemein bekannten Singlehits oder die mexikanische Band Maná, die es mit spanischsprachigen Rock in die deutschen Verkaufscharts schafften, während sie in der Heimat bereits die großen Hallen füllen. Daneben gibt es aber natürlich auch dieses bescheidene Pflänzlein Progressive Rock, welches zwischen Mexico City, Santiago de Chile und Rio de Janeiro mit wechselndem, bescheidenen Erfolg immer noch gedeiht. RC2 sind ein weiterer Vertreter dieses Genres und halten vielversprechend die Fahne für Venezuela hoch. Großes Plus an Authentizität gleich zu Beginn: die Band singt in spanisch und Félix Duque, der Mann hinter dem Mikrofon, weiß durchaus etwas mit seiner Stimme anzufangen. Er beherrscht sowohl die mittlere Lage, wie er sicher in den höheren Regionen tremoliert. Dies wirkt nie theatralisch überzogen oder aufgesetzt. Inhaltlich bevorzugt das Quintett vorwiegend die härtere Progressive Rock Richtung, ohne den Blick für Atmosphäre und Akustikparts zu verlieren. Mal geht es hinein in den melodischen Prog Metal Bereich, aber genauso bekommen jede Menge sinfonische Parts ihren Platz, gelingt der Spagat zwischen moderater Härte und prägnanter Melodik. Besonders die Keyboards wechseln geschickt zwischen Sololäufen und Breitwandsound, während die Gitarre sich banddienlich zurücknimmt. Für Freunde der spanischsprachigen Prog Rockmusik ist diese Variante eine durchaus empfehlenswerte Sache, wie es natürlich hier keineswegs etwas bahnbrechend Neues zu hören gibt, einige Parts leicht schablonenhaft wirken. Jedoch präsentieren sich RC2, sowohl spieltechnisch, als auch kompositorisch auf angenehmen, ansprechendem Niveau.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003