CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Daniel Patrick Quinn - The winter hills
(20:02 + 29:18, Suilven Recordings, 2003)

Ein Beitrag aus der Rubrik "Horizonterweiterung" und "Was soll man davon halten?" Das neue englische Label Suilven Recordings bewirbt sich selbstbewusst mit "Die Musik auf unserem Label ist unterschiedlich, wobei das Hauptaugenmerk auf Experimental Musik / Ambient / Avant-Garde / Prog / Folk liegt". Wie versprochen, so hält die erste Veröffentlichung des englischen Künstlers Daniel Patrick Quinn genau diese Vorgabe. Das fängt bei der Skurrilität an, die Musik auf eine Doppel CD zu packen, wobei die Aufnahmen mit weniger als 50 Minuten ganz locker auf einen Silberling gepasst hätten. Hört man sich die beiden CDs an, so ist aufgrund der stilistisch anderen Ausrichtung schon nachvollziehbar, warum es eine Trennung gab, aber komisch bleibt dieser Ansatz von "wenig Musik auf zwei Tonträger verteilt" schon. CD1 bewegt sich stilistisch mehr im Folk Bereich, wobei hier keine lustigen Weisen mit der Schrammelgitarre in Lagerfeuerromantik herbeieilen, sondern eine sehr mystische Verbindung von keltischer Folklore und indischem Raga erfüllt den Raum. Repetitive Endloswiederholungen, denen leider ein sich steigernder Spannungsbogen abhanden gekommen ist. Die Atmosphäre erinnert manchmal an den Sing-Sang von buddhistischen Mönchen, abgesehen davon, dass Daniel Patrick Quinn in englisch singt. Alles irgendwie sehr strange und für meinen Geschmack zu eintönig. Auf CD2 wird es dann eine Spur elektronischer und noch experimenteller. Während man auf CD1 noch Cello und Violine zu hören bekommt, die Synthesizer mehr im Hintergrund stehen, übernehmen die elektronischen Kästen auf dem zweiten Abschnitt die Führung. Die ganze Sache bekommt mehr einen Ambient Charakter verpasst, bevor sich auch hier wieder hypnotische Wiederholungen und Gesangseffekte mit Endloshall einschleichen. Ach ja, irgendwelche Rhythmen sucht man auf diesem Album ebenfalls vergeblich, hier haben eindeutig den Raum erfüllende Klangkaskaden das Sagen. Was bleibt als Resümee? Der musikalische Horizont ist mal wieder um eine weitere Nuance erweitert, aber irgendwie bin ich nicht schlauer geworden, da "The winter hills" vielleicht doch eine Spur zu experimentell geraten ist. Deswegen auch lieber keine Punkte für diese irgendwie ganz andere Scheibe.

Kristian Selm



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