CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Pig Farm On The Moon - Orbital
(68:30, Musical Mind, 2002)
Verschwörung! Warum werde ich immer kurz vor Redaktionsschluss mit solchen Massen an CDs zugeschüttet? Erst die volle Cyclops Packung, dann noch eine Ladung von Progrock Records und weil's so schön ist, noch die neuesten Errungenschaften von Musical Mind, einem neuen Label aus Venezuela, hinterher. CD Overkill mit über 15 CDs und alles innerhalb einer Woche, au weia! Also, Pig Farm On The Moon ausgepackt und hinein damit in den Player. Der optische Eindruck von "Orbital", dem Debütalbum der Band aus Mittelamerika löst erst einmal ein gewisses A-ha Erlebnis aus. Das Coverartwork gestaltete Michael Bennett, der mit seinen surrealen Covern u.a. bereits Alben von Cast, A Triggering Myth, Il Trono Dei Ricordi oder den ProgDay Samplern künstlerisch aufwertete. Der positive Eindruck setzt sich dann nahtlos bei der Musik fort, auch wenn das erste Anhören trügerische Fallen offenbart. Die Mischung aus jeder Menge 70er Prog Einflüssen mit hohem Melodieanteil, kleineren Spritzer Neo Prog, angereichert mit moderner Härte aus dem moderaten Prog Metal Bereich, erscheint mit etwas zu viel der Breaks und Richtungswechsel versehen. Doch bereits beim zweiten mal wird der Blick bzw. das Anhören klarer. Die Wechsel zwischen Härte und Melodik ergeben Sinn, verfolgen eine innere Logik, die nur manches mal noch nach beliebiger Ideen-Zusammenkleisterei klingt. Kleinere Abstriche gilt es dafür beim blechernen Drumsound und einigen käsigen Keyboardparts zu machen, im großen und ganzen ist dies aber noch durchaus verschmerzbar. Was im Vergleich zu anderen Bands aus Lateinamerika auffällt: ohne ihre Herkunft zu kennen, würde man Pig Farm On The Moon eher dem nordamerikanischen Sprachraum zuordnen. Dem Gesang merkt man zu keinem Zeitpunkt an, dass es sich um eine spanischsprachigen Sänger handelt, wie man auch ansonsten gänzlich auf irgendwelche lateinamerikanischen Einflüsse, sei es nun landestypischer Folk, südamerikanische Rhythmen oder der mehr weinerlichen Melodik mancher Landsleute, verzichtet. Dafür ist in den fünf Titel, allesamt jenseits der 8 Minuten, drei davon sogar im zweistelligen Bereich, genügend Platz für ausschweifende Instrumentalorgien, wobei Pig Farm On The Moon mehr die melodische, leicht bombastische Schiene bevorzugen, sie es bisweilen aber auch in komplexere Regionen verschlägt. So gehen die knapp 70 Minuten überaus kurzweilig vorbei und es bleibt ein überaus angenehmes Gefühl zurück, dass man die Zeit gut investiert hat.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003