CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Oaksenham - Woden's eve live
(41:02, Cadence Music, 2002)

Meister Selm und seine exotischen Bands und Länder - eine wohl niemals endende Geschichte. Artsruni machten den Anfang mit Progressive Rock aus Armenien, hier kommt nun der nächste Vertreter aus dem Land südlich des Kaukasus. Als erstes fällt bei Oaksenham die ungewöhnliche Besetzung auf, die rein von der Instrumentierung her, Klassik mit Rock verbindet, was sich logischerweise in der Musik widerspiegelt. Neben Bass, Gitarre, Keyboards und Schlagzeug, geben Flöte und Violine gleichberechtigte Partner ab. Welch spielerischer Anspruch hinter dieser sechsköpfigen Band steckt, macht die Tatsache klar, dass sie sich u.a. eine bestens interpretierte Coverversion von Gentle Giant's "Talybont / Three friends" trauen. Titelnamen wie "Rondo" oder das aus dem 16.Jahrhundert stammende "For Mylady Carry" machen die zusätzliche Inspiration aus der Klassik deutlich. Einziges, kleines Manko: manches mal vermisst man einen einheitlichen Liedfluss, so etwas wie einen "roten Faden" zum Entlanghangeln beim Anhören. Auch wenn man sich gegen einen recht flachen Gesamtsound "anhören" muss - besonders Gitarre und Keyboards sumpfen im Klangmatsch - so bekommt man doch bei genauer Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die Musik, eine recht vielversprechende Interpretation von komplexen, fast rein instrumentalen Progressive Rock mit deutlichen Klassikanleihen zu hören. In der ehemaligen Sowjetrepublik sitzt verständlicherweise das Geld eben nicht ganz so locker, um eine ausgezeichnete Produktion auf die Beine stellen zu können, hervorragende, klassisch ausgebildete Musiker hat das Land aber zweifelsohne zu bieten. Aufbauend auf wechselnde Takt- und Stimmungswechsel, ist "Woden's eve live" vor allem etwas für den Hörer, der etwas sperriger, lebhafter macht, der Harmoniefraktion wird dieses Album sicherlich zu abweisend und distanziert erscheinen. Bleibt abschließend die Hoffnung, dass sich eventuell ein Sponsor findet, um diese ausgezeichnete Musik auch klanglich in den passenden Rahmen zu packen.

Kristian Selm



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