CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Erik Norlander - Music machine
(51:49 + 54:32, Think Tank Media, 2003)
Da weiß man, was man bekommt. Ohne einen Ton vom neuen Erik Norlander Album gehört zu haben, kann ich mir in etwa vorstellen, was es auf den knapp 106 Minuten dauernden Konzeptwerk "Music machine" zu hören gibt: bestens produzierter, sinfonischer Hard / Progressive Rock mit jeder Menge Bombastelementen und Heavy Riffs, mannigfaltigen Keyboard- und Synthiesounds (u.a. Hammond, Moog) und manch locker eingestreuter, vertrackter Schlenker, wie man sie von seiner "Stammband" Rocket Scientists kennt. Bereits die ersten Takte des instrumentalen Openers "Prologue: Project Blue Prince" bestätigen die Erwartungshaltung und der Rest des Albums kann ebenso die Hoffnungen über weite Strecken voll erfüllen. Dies spricht natürlich für den "Markennamen" Erik Norlander, da man inzwischen genau weiß, was man von dem umtriebigen Tastenmann aus Kalifornien zu erwarten hat und selbstverständlich auch bekommt, andererseits lässt sich dadurch natürlich auch ein Strick für ihn drehen, da wirkliche Überraschungen auf diesem Doppelalbum ausbleiben, der Prog Einfluss nur ein kleiner Teil des Ganzen ist. Dennoch bewegt sich "Music machine" musikalisch auf gewohnt hohem Niveau. Das hängt zum einen mit den beteiligten Gastmusikern zusammen, bei denen Erik Norlander seine ganzen Beziehungen, die er in den letzten 10 Jahren durch diverse Gastauftritte knüpfte, im internationalen Hard Rock Bereich spielen ließ. Wie auf den Ayreon / Star One Werken, arbeitet er mit verschiedenen Sängern (z.B. Scott Kail, eine Neuentdeckung von Erik Norlander, der von Star One / Ayreon bekannte Robert Soeterbeek, Kelly Keeling (u.a. MSG), sowie Blue Öyster Cult Gitarrist / Sänger Donald "Buck Dharma" Roeser), wie sich ebenfalls die instrumentale Fraktion mit z.B. Virgil Donati (Planet X, Steve Vai), Vinny Appice (Black Sabbath, Dio), sowie jeder Menge Musiker aus dem Lana Lane / Rocket Scientists / Ayreon Umfeld bestens sehen lassen kann. Kompositorisch geht es hauptsächlich hinein in den melodischen Hard Rock, der stampft und dampft, jedoch mit allerlei Verzierungen gespickt ist. Somit ist für die Fans von sinfonischer Rockmusik ansprechendes vorhanden, wie freilich ein paar Prog Rock Reminiszenzen nicht fehlen dürfen, vor allem was den großen, virtuos gespielten Tastenüberhang angeht. "Music machine" befasst sich in seinen 21 Songs konzeptuell mit dem Aufstieg und Fall von Johnny America, dem Sinnbild des amerikanischen Rockstars, wobei die beiden CDs logischerweise in "Rise" und "Fall" aufgeteilt wurden. Damit sind Story und musikalische Umsetzung homogen ineinanderverwoben. "Music machine" manifestiert einmal mehr Erik Norlander's Ruf als einer der besten, aktuellen Keyboarder aus den U.S.A., der sich spielerisch in den härter rockenden Gefilden austobt. Selbst Rick Wakeman steuert in den Line Notes ein paar salbungsvolle Worte hinzu. Wie sagt da doch gern der anglophile Weltmann: "good value for money".
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003