CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Niacin - Live! Blood, sweat and beers
(75:53, Magna Carta, 2003)
Instrumentale Power Trios gibt's jede Menge, doch hinter Niacin verbergen sich nicht nur ausgezeichnete Musiker (Billy Sheehan, Dennis Chambers, John Novello), sondern die nicht alltägliche Besetzung Bass - Schlagzeug - Hammondorgel setzt auf andere Höreindrücke, vereint Rock, Blues und Jazz, abseits der üblichen Schemata. Monsterbassist Billy Sheehan (u.a. Mr.Big, David Lee Roth), mit seiner im Hard Rock fußenden Vergangenheit, hat sich zwar stilistisch mehr auf die Seite der beiden anderen Jazz / Fusion Spieler geschlagen, als Zugeständnis rockt und groovt sich dafür dieses Trio unbändig durch ihre Songs oder gibt sich bisweilen ganz locker dem schwelgerischen Blues hin. Auf "Blood, sweat and beers" hört man direkt und ungeschminkt, wie sich diese drei Könner unglaublich locker im Spannungsfeld zwischen gelegentlicher Selbstdarstellung und musikalischen Zwiegesprächen bewegen. Geschickte Tempowechsel und vor allem das unglaublich abwechslungsreiche Bassspiel lassen keine Langeweile aufkommen. Wie bereits auf den Vorgängeralben, beweisen sich Niacin wiederum als ausgezeichnete Neuinterpretierer bzw. Neuarrangeure, dieses mal haben sie sich "Purple rain" von Prince, sowie den Supremes Klassiker "You keep me hangin' on" auf ihre ganz eigene Art vorgeknöpft. Eigenartig bleibt auf den ersten Blick nur die Songauswahl, da es sich neben zwei neuen Studiotracks und den angesprochenen Coverversionen, ausschließlich um Material vom namenlosen 97er Debüt handelt. Wann und wo die Titel mitgeschnitten wurden, bleibt ohne Internetrecherche leider im Dunkeln, erst dort erfährt man, dass es sich um einen Japan Gig von 1997(!) handelt. So entsteht anfangs der völlig falsche Eindruck, dass es sich hier um einen aktuellen Livemitschnitt handelt, solche Verwirrung wäre nun wirklich nicht nötig gewesen, Käufer hätte dieses Album auch ohne diesen Etikettenschwindel gefunden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003