CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Nekropolis 23 - Vol.1
(77:51, Privatpressung, 2003)
Nekropolis 23 heißt das neue Bandprojekt von Peter Frohmader, der seit mehr als zwei Dekaden im Bereich von elektronischer und im wahrsten Sinne des Wortes progressiver Musik aktiv ist. In der Besetzung Peter Frohmader (Bass), Holger Röder (Schlagzeug), Udo Gerhards (Piano, Synthesizer, Harmonium) und Matthias Friedrich (Violine) wurde "Vol.1" spontan, als komplett improvisiertes Album im Proberaum der Band eingespielt. Als Endresultat türmen sich spannende, große Instrumentalmonster auf, die alle jenseits der 10 Minuten Grenze bleiben, "Grey dawn of day" bringt es sogar auf über 20 Minuten. Trotz völlig freiem Spiel und dem Problem, dass natürlich nicht jeder Gedanke einer Improvisation funktioniert und gewisse Längen unvermeidlich sind, wirken viele Teile dennoch erstaunlich strukturiert und ausbalanciert. Es bauen sich langsam, aber stetig dramatische Steigerungen auf, wie zudem auf dem gesamten Album als roter Faden eine sehr düstere Grundstimmung liegt. Träge, schleppende Parts paaren sich mit mächtigen, emotionalen Klanggewittern. Nicht unbedingt etwas für melodische Feingeister, sondern meist sperrig ausgerichtet. Mal dauert es länger bis die vier Instrumentalisten eine gemeinsame Richtung gefunden haben, bei anderen Titeln, z.B. dem stetig vom Bass vorangetriebenen "Dusk express", bleibt eine anfängliche Idee als Fundament stehen, über dem sich weitausholende Soli entwickeln. So reicht auf "Vol.1" das inhaltliche Spektrum von schwebenden, atmosphärischen Parts bis hin zu unheimlich groovendem Jazz / Progressive Rock, der sich zuweilen im Spannungsfeld zwischen Zeuhl Elementen und Bombast bewegt. Eine einheitliche Klassifizierung fällt schwer, jedoch hat das tiefe Hineintauchen in die ureigene, verquere Gedankenwelt dieser vier Musiker seinen unbestreitbaren Reiz.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003