CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Ankh - Expect unexpected
(55:48, Metal Mind Records, 2003)

"Erwarte Unerwartetes" - zutreffender hätte der Albumtitel des aktuellen Ankh Outputs wohl kaum gewählt werden können. Der Opener "The trick" (trotz englischem Titel ist der Gesang fast ausschließlich in polnisch) bietet zum Erstaunen des Zuhörers netten, nicht uncharmanten elektronischen Pop. Wo sind die Ecken und Kanten, der deutliche Progressive Rock / Folk Einfluss und vor allem die aggressive Geige (die im weiteren Verlauf des Albums ganz selten völlig unbedeutend wiederkehrt) geblieben? Ein gänzlicher Richtungswechsel, der ehemals als größte polnische Prog Hoffnung titulierten Band? Ein deutliches Jein. Nach dem irreführenden Beginn, kehren Ankh gedanklich glücklicherweise mehr zu ihren Wurzeln zurück. Bei "Love supreme" und "Moonlight drive" - das erstere keine Coltrane Coverversion, wie auch das zweite nichts mit dem Doors Klassiker zu tun hat. - mäandriert die Gitarre endlich wieder crimsonesk, nimmt der Rhythmus vertracktere Wege auf sich. Doch haben sich Ankh vermehrt modernen elektronischen Sounds zugewandt. Es blubbern und oszillieren die Elektronen in trippigen Gefilden, nicht sehr viel erinnert mehr vom klanglichen Gesamteindruck her an die Vergangenheit. Der poppige Beginn bleibt dabei glücklicherweise nur ein Betriebsunfall, das restliche Album schwenkt sich deutlich auf Elektronik / Trip Rock Gefilde ein, auch wenn die Polen einigen zuckrigen Melodien nicht wiederstehen können. Hypnotische Klangkaskaden, wie auch feine Endlosmuster, gelegentliche Brachialriffs aus der Stromgitarre, setzten den deutlichen Gegenpol. "Expect unexpected" hat den unsteten Geist einer Neuorientierung. Bisweilen sind Ankh schon angekommen, gleichzeitig befinden sie sich noch auf der Reise nach neuen Ufern. Letztendlich hinterlässt dieses ambitionierte Album einen noch unentschlossenen Gesamteindruck.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003