CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Marillion - The best of
(72:47, EMI, 2003)
"The best of Marillion" ist nach "A single collection" (1992) und "Best of both worlds" (1997) die mittlerweile dritte "Best of" Compilation von Marillion, die dieses mal ausnahmsweise wirklich den Namen "The best of" bekommen hat. Enthalten sind ausschließlich 18 Singleversionen (8 aus der Fish-, 10 aus der Hogarth-Phase), die, chronologisch angeordnet, von "Garden party" bis hin zu "Between you and me" reichen. Nun waren Marillion ja bekanntlich nie eine Singleband, der Erfolg von "Kayleigh" war mehr oder minder eine Eintagsfliege, wenn auch eine sehr lukrative, sonstige Singles entstanden eher auf Druck der Plattenfirma oder als Versuch wieder etwas Radioplay zu bekommen. Die eigentliche Stärke der Band liegt vielmehr in der Qualität ihrer Alben. Genau hier beginnt das Problem mit dieser "The best of" Zusammenstellung. Zum einen sind hier keineswegs die stärksten Songs der Band vertreten, die wirklich das Attribut "The best of" rechtfertigen würden, zum anderen musste man durch die Begrenzung der Laufzeit einer CD natürlich auf einige Singles verzichten, womit die Auswahl einige bedauerliche Lücken aufweist. Gerade Songs wie "Market Square heroes", die Hymne der frühen Tage, oder die wunderbare Bombastballade "The great escape", der besten Single von "Brave", hätten hier definitiv einen Platz zugunsten von "Alone again in the lap of luxury" oder "No one can" verdient gehabt. Da man zudem mit gekürzten Versionen vorlieb nehmen muss (wie z.B. das lieblos ausgeblendete "Easter"), verliert manch Klassiker seine volle Ausstrahlung. Somit sei die ketzerische Frage gestattet, wer mit dieser Zusammenstellung angesprochen werden soll. Für die Fans gibt es nichts Neues und eventuelle Neueinsteiger bekommen doch ein recht unvollständiges Bild von Marillion. Genug gemeckert, denn einige positive Dinge gilt es dennoch zu erwähnen. Das Booklet enthält die komplette, locker geschriebene Story der Band, wobei die Zeit mit Fish ebensoviel Raum wie die Hogarth Jahre einnimmt. Bis auf kleinere Fehler ("Sympathy" stammt dummerweise nicht von "Holidays in Eden") und zur optischen Abrundung mit jede Menge Bandfotos versehen, eine schöne Sache, die eventuell doch noch das Interesse an Marillion für Neulinge wecken könnte. Zudem eignet sich dieses Album als prima Soundtrack für eine beschwingte, sommerliche Autofahrt - der Selbstversuch überzeugte den Tester!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003