CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Larval - Obedience
(51:53, Cuneiform, 2003)
Aus schrägem Gesäge schält sich langsam eine Melodie heraus, die Gitarre orientiert sich und auf einmal findet man sich ganz im King Crimson Fahrwasser der "Larks' tongues in aspic" Ära wieder. Die Rolle des Mellotrons wird von mehreren Cellos übernommen, das Saxophon sorgt für verstärkten Jazz Charakter. So offenbart sich "Last ditch", der Opener des vierten Albums des Komponisten / Multiinstrumentalisten Bill Brovold. Für seine Instrumentalexperimente unter dem Projektnamen Larval hat er sich für dieses Album ein wechselndes Line-Up besorgt. Mal geht es in die kammermusikalische Richtung, dann in recht freie Gefilde oder es wird konzentriert in hypnotischem Trance geschwelgt. Diese Vielfalt schlägt sich natürlich ebenfalls in der Musik nieder. So wird die Klasse von "Last ditch" leider nur noch vom folgenden "Something terrible is about to happen" übertroffen. Dort gelingt es auf über 13 Minuten die innere Spannung bis zum Zerreißen aufzubauen, sie in einer geradlinigeren, zielgerichteten Art im Stil von Godspeed You! Black Emperor anschwellen zu lassen. Doch danach beginnt das Album in sich mehr und mehr zu zerfallen. Die Suche, die am Anfang noch Erfolg versprach, wirkt im weiteren Verlauf zu unentschlossen. Verwaschen und verspielt an den falschen Stellen, geht es durch Teile von Psychedelic Rock, jazzrockmusikalischer Kammermusik und Experimental Rock. Die innere Unentschlossenheit gewinnt den Überhang über eine feste Struktur, die trägen Stimmungen versickern im Sog der Selbstfindung, die Lockerheit vom Beginn ist einem zu ernsten, verkopften Anspruch gewichen. Schade.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003