CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Amarok - Neo way
(56:11, Ars Mundi, 2003)

So einfach und schlicht kann gut gemachte sinfonische Rockmusik mit World Music Appeal sein. Multiinstrumentalist Michal Wojtas alias Amarok überrascht auf "Neo way" mit jeder Menge angenehm anzuhörenden, sinfonischen Ideen. Nicht überladen, spektakulär oder komplex, sondern konzentriert auf das Wesentliche geht er hier zur Sache. Vielschichtiger, stilistisch vielseitiger und dynamischer als beim Debüt ist der Pole dabei vorgegangen, dennoch zaubert er problemlos unfehlbar feingliedrige Melodien aus seinem Kompositions-Hut. Als geschickter Schachzug erweist sich vor allem die Hinzunahme von Camel-Bassist Colin Bass, der mit seiner sonoren Stimme drei Songs bestens aufwertet. Den ansonsten reinen Instrumentalnummern - im Hintergrund säuseln nur gelegentlich ein paar Sängerinnen, u.a. die Chanteusen von Turquoise - bietet er damit erfolgreich Paroli. Nicht nur bei diesen Gastauftritten erinnern Songaufbau und Gitarrensound an Camel; Amarok verzichtet dabei jedoch auf zu verspielten Bombast, bevorzugt eine geradlinigere Grundausrichtung. Neben dem variablen, gefühlvollen Spiel an der Gitarre, welches mal an Andy Latimer (Camel), dann an Mark Knopfler (Dire Straits) oder zuweilen auch an Mike Oldfield erinnert (ist ja schon fast Pflicht bei diesem Bandnamen), sorgt die genreübergreifende Reise für abwechslungsreiche Höreindrücke. World Music Elemente, indische Ethno Rhythmen finden ihren Platz, selbst Western Feeling, klassischer Einfluss oder sachter Pop schaut gelegentlich vorbei. Natürlich entsteht daraus die Herausforderung für den Hörer, da einem nicht unbedingt alles auf diesem Album sofort zusagt. Aber locker und unverkrampft macht es Amarok dem Zuhörer leicht, der weder überrumpelt, noch inhaltlich überfahren, aber kurzweilig unterhalten wird.

Kristian Selm



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