CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Conspiracy - The unknown
(53:38, InsideOut, 2003)
Nachdem Multiinstrumentalist Billy Sherwood in den 90ern bis ins Jahr 2000 in mehreren Tätigkeiten im Yes Umfeld tätig war (Produzent, Gastmusiker bis hin zum festen Bandmitglied), verband ihn nach seinem Ausstieg weiterhin die Freundschaft mit Chris Squire. Bereits 2000 veröffentlichten beide zusammen das Album "Conspiracy", "The unknown" ist nun der Nachfolger. Die Zusammenarbeit zwischen Squire und Sherwood ist so etwas wie die Fortführung des Weges, den Yes kurzfristig mit ihrem songorientierten Album "Open your eyes" (in Fankreisen wegen seiner recht zweifelhaften Qualität gerne als "Close your ears" bezeichnet) einschlugen. Dazu kommt ein deutlicher World Trade Einfluss, jener Band bei der Sherwood früher sehr gekonnt dem 80er Jahre Yes Stil à la "90125" nachging. Deswegen verwundert es auch nicht, dass als Gast der ehemalige World Trade Trommler Jay Schellen mitwirkt. "The unknown" hat unverkennbar einige Yes Trademarks, allen voran natürlich das treibende, weniger offensiv eingesetzte Bass Spiel von Squire, sowie jede Menge mehrstimmige Vokalharmonien. Manches Arrangement, sowie einige augenzwinkernde Zitaten wecken deutliche Erinnerungen an den kommerzielleren 80er Jahre Sound des Prog Dinosauriers. Doch, was auf "Open your eyes" noch zu glattgebügelt, zu hastig hingeklatscht klang, wirkt auf "The unknown" wesentlich stimmiger. Zwar zündet hier nicht jeder Songs, doch die vorhandenen Durchhänger halten sich in noch vertretbaren Grenzen, immerhin enthält der über elfminütige Titelsong reichlich Prog Appeal. Zudem scheint sich Sherwood etwas in der Produktion zurückzunehmen. Nicht alles klingt so extrem überproduziert, wie noch auf dem letzten World Trade Album "Euphoria", wenn auch Sherwood recht gerne mit technischen Spielereien und voluminösen Soundwällen arbeitet. Dass hier kein falscher Eindruck entsteht: mit Squire's Soloalbum "Fish out of water" (1975) bzw. dem, was Yes in den 70ern machten, hat Conspiracy rein gar nichts zu tun, deswegen Obacht vor einem unbedachten Kaufentscheid! "The unknown" ist eine solide, aufwendig produzierte Pop / Rock Scheibe mit geradegebügeltem Prog Appeal - nicht mehr und nicht weniger.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003