CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Chrome Shift - Ripples in time
(53:49, DVS Records, 2003)

Das holländische Label DVS Records vertreibt seine Musik unter dem Motto "Music we love for people we like". Au weh und jetzt muss ich Chrome Shift besprechen, die laut Pressezettel "Progressive Rock / Metal" spielen. Hoffentlich mag mich das Label noch nach dieser Rezension, bei meiner unterschwelligen Prog Metal Phobie. Glücklicherweise werden die typischen Vorurteile gegenüber vielen gängigen Prog Metallern ad hoc weggewischt, denn weder gibt's hier überladene Technik ohne Sinn und Verstand, einen sich kreischend überschlagenden Sänger, noch muss man auf echte Songschreiberqualitäten verzichten. Die aus Dänemark kommenden Chrome Shift gehen auf ihrem Debüt wesentlich behutsamer und melodischer in ihrer homogenen Mixtur aus Metal und Prog vor. Besonders die hymnischen, sehr sinfonischen Melodien graben sich sofort in die Gehörgänge ein, andererseits braucht man keineswegs auf technische Kabinettstückchen der ausgezeichneten Instrumental-Technokraten zu verzichten. Doch wirkt das Gesamtpaket, welches Chrome Shift prächtig geschnürt haben, sowohl leicht und locker (und schwimmt vielleicht sogar in Milch?), wie gleichzeitig auch ansprechend und fordernd. Der Hörer wird nicht überfahren, man muss aber dennoch genau zuhören, um alle Details zu durchforsten. Vertrackte Instrumentalparts, bestens arrangierte Gesangsparts, wie auch Raum für unterschwellige Stimmungen, so wie einen abschließenden vierteiligen, knapp zwanzigminütigen Longsong - bei Chrome Shift passt alles. Es sieht so aus, als ob mich DVS Records auch nach dieser Kritik noch mag, denn "Ripples in time" (das Cover stammt übrigens von Mattias Norén, der bereits einige andere schöne Progcover gestaltete) kann voller Objektivität und ohne Bestechungsversuche der Plattenfirma als überaus positive Überraschung gewertet werden.

Kristian Selm



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