CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Chain - Reconstruct
(79:34, Progrock Records, 2003)
Es gibt schon recht verschlungene Wege, bis eine Aufnahme manches mal das endgültige Tageslicht der Veröffentlichung erblickt. Chain wurden 1994 gegründet und existierten gerade mal für ein Jahr, bevor die Band auseinanderbrach. Letztes Jahr stieß Gitarrist Henning Paul mehr zufällig auf die alten Mitschnitte, welche im Proberaum aufgenommen worden waren und beschloss daraus ein Album zu produzieren. So wird nun "Reconstruct" im Jahr 2003, gerade mal lächerliche 9 Jahre nach der ursprüngliche Aufnahme, zum ersten mal offiziell herausgebracht. Bei "Reconstruct" handelt es sich um ein so vielgeliebtes Konzeptwerk, welches die Geschichte der Evolution erzählt bis hin zu dem fiktiven Ende unserer Welt. Interessanterweise wurde das Album Douglas Noel Adams, dem Autor von "Per Anhalter durch die Galaxis" gewidmet, weswegen das Album auch 42(!) Titel enthält (zur Erklärung: die Antwort auf den Sinn des Lebens ist eben die Zahl 42!). Eigentlich handelt es sich aber nur um 17 Titel, wobei der Rest mit einigen sekundenlangen Tracks aufgefüllt wurde, bevor Titel 42 nochmals einen schrägen Hidden Track enthält. Musikalisch geht die Reise durchs Universum der harten Gangart, teilweise hin bis zu sinfonischem Prog Metal bzw. hartem Progressive Rock. Sphärische Erzählparts mit spacigen, stimmlich verfremdeten Zitaten aus "Per Anhalter durch die Galaxis" lockern dabei die Sache immer wieder auf. Zudem verfangen sich Chain nicht in der beliebten Prog Metal Technikfalle, sondern Instrumentalparts und starke Melodien werden von den Amerikaner ausgewogen ausbalanciert. Natürlich klingt hier nichts irgendwie bahnbrechend neu oder noch nie gehört, aber auch angesichts der Jahre, die die Aufnahmen bereits auf dem Buckel haben, gibt's eigentlich nichts zu meckern, ohne dass die Einspielungen angetagt klingen. Als einziger Kritikpunkt bleibt anzumerken, dass dem Album irgendwie ein kompositorischer roter Faden fehlt. Einige Teile wirken etwas zu zufällig zusammengebaut bzw. die Melodien greifen nicht immer vollständig. Dennoch kann man guten Gewissens den Gesamteindruck als gelungen bezeichnen und die Scheibe aus dem Bereich der melodisch, harten Sparte zum Antesten empfehlen. Wird übrigens in Deutschland von Just For Kicks Music vertrieben, wobei sich selbstverständlich ein Link zu diesem Mailorder in unserer bescheidenen Linksammlung findet.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003