CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
CAB - 4
(66:58, Mascot Records, 2003)
Warum das dritte Album von CAB nun "4" heißt, entzieht sich leider meiner Kenntnis, dass die darauf vertretenen Musiker allesamt großartige Könner sind und den Hörer hinsichtlich ihres Potenzials keineswegs enttäuschen, kann ich dafür mit völliger Sicherheit bestätigen. So dermaßen locker kann man solch vertrackte Rhythmen und komplexe Musik wohl einfach nur spielen, wenn man schon einige Jahre im Geschäft ist und niemanden mehr etwas beweisen muss. Der Vorgänger "CAB2", eingespielt vom Rock / Metalgitarristen Tony MacAlpine, Bassist Bunny Brunnel (Chick Corea, Herbie Hancock), Dennis Chambers (u.a. Parliament-Funkadelic, derzeit Santana) und Keyboardlegende Brian Auger, erhielt 2002 immerhin eine Grammy Nomination. Mit Special Guest Patric Rushen, braucht sich "CAB4" dahinter mitnichten zu verstecken. Wo andere "All-Stars" Ensemble mit ihrem Können nur überschäumende Selbstbefriedigungsorgien als Inszenierung abfeiern, stehen bei dieser Scheibe große Melodien und ein unheimlich relaxtes, total grooviges Feeling an vorderster Front. Klar bekommt hier jeder Solist genügend Platz für seine eigene Note, seinen solistischen Freiraum und es darf auch ruhig mal etwas flotter abgehen. Aber ob hüpfende Bassfiguren oder filigrane Saiten- bzw. Tastenkunst, Effektivität und Disziplin bestimmt das Handeln. Auf das Wesentliche zusammengestutzt, wird das Hörerlebnis zu einer Wohltat und keinem quälenden Herumgefrickel von Instrumentalsadisten. Zudem sorgt die Verbindung von Rock und Jazzmusikern für manch interessantes Klangerlebnis. "CAB4" - handwerklich perfekter Jazz Rock / Fusion in angenehm zurückgenommener Atmosphäre. Liegt sicherlich am fortgeschrittenen Alter einiger Beteiligter, die mit gedrosseltem Tempo viel mehr ausdrücken, als manch junger Hüpfer der Schnellfingergeneration.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003