CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)

Bone - Uses wrist grab
(53:59, Cuneiform, 2003)

Dass Cuneiform dem Hörer nicht gerade leichte Kost vorsetzen, ist keiner besonderen Erwähnung wert. Dennoch überrascht einen das Endresultat vom virtuellen All-Star Trio Bone (der musikalische Austausch quer über den Atlantik fand ausschließlich in elektronischer Form statt), vor allem in Anbetracht der mitwirkenden Musiker. Gitarrist Nick Didkovsky (Dr.Nerve), Hugh Hopper (Canterbury Bass Legende u.a. bei Soft Machine aktiv) und Stockschwinger John Roulat (Forever Einstein) geben sich keineswegs dem Jazz oder Jazz Rock hin. Vielleicht erschien ihnen dies zu einfach, zu offensichtlich. Vielmehr saugten sie die Energie und Kraft des Heavy Metals(!) auf, so dass "Uses wrist grab" mit kreischenden, überdrehten Gitarren und wuchtigem Rhythmus fett und hart rockt. Logischerweise darf es aufgrund der eigenen musikalischen Vorbelastung nicht nur simpel krachen, sondern verzwickt wird hier ganz organisch mit manch rhythmischer Schrägheit und Komplexität gespielt. So geraten Bone zwangsläufig ins Fahrwasser der aktuellen King Crimson, aber Didkovsky liebt es von seiner Spielweise eine Spur dreckiger, klanglich noch dissonanter, die Sounds sind weniger technisch (auch wenn die drei zum Teil mit Loops und unterstützender Software arbeiten), was der Musik von Bone größtenteils die Eigenständigkeit bewahrt. Schwer verdaulich lotsen einige avantgardistische Klangexperimente die Belastbarkeit des Zuhörers auf, womit wohl so etwas wie ein Ausrufezeichen in der reinen Instrumentalmusik gesetzt werden soll. "Uses wrist grab" wird mit andauernder Spielzeit immer komplexer und gedanklich verzwirbelter, weniger heavy, kann aber trotz gewisser Ermüdungserscheinungen, seinen insgesamt ansprechenden Charakter über weite Strecken aufrecht erhalten. Typischer Cuneiform Stoff eben.

Kristian Selm



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