CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Solefald - In Harmonia Universali
(60:21, Century Media, 2003)
Solefald sind eine ungewöhnliche "Band". Das Duo Cornelius (voc, g, b, samples) und Lazare (voc, synth, hammond org, p, dr) entwickeln in ihren stilübergreifenden Stücken mit intelligenter Federführung einen Abwechslungsreichtum, der seinesgleichen sucht. Ursprünglich sind die beiden im Black Metal zu Hause. Doch schon die 4 Vorgängeralben von "In Harmonia Universali" bewiesen ein breites musikalisches Interesse. Das setzt sich auf der neuen Veröffentlichung fort. Forscher Progressive Rock, Versatzstücke aus Jazz und Electronic und natürlich jede Menge düsterer Metal werden intelligent verwoben, dass sich ein lebendiger, substanzvoller Klang ergibt, der gewiss ungewöhnlich ist. Kein Song wird von einem Motiv, in einem Charakter durchgespielt. Cornelius und Lazare differenzieren die Dynamik mit spannenden Themen- und Instrumentenwechseln. So wird eine schwere Hammond Orgel zum Melodieinstrument, worauf schon mal ein Saxophon soliert. Fette Gitarrenattacken markieren das kompositorische Gerüst der Songs, das Schlagzeug arbeitet die Struktur aus - als plötzlich ein leises Piano Raum greift und die verblüfften Rockinstrumente zum Schweigen bringt. Im Gesang setzt sich düstere Stimmung durch. Norwegisch, englisch, deutsch, französisch, griechisch und lateinisch singen die beiden. Der eine mit rauer, kratziger Stimme, der andere mit hellem, kranken Organ. Die Songs werden nicht wie bei Mr. Bungle ausgearbeitet, sondern typisch skandinavisch. Epische Düsternis attackiert die ausgeklügelten und teilweise fast schon klassischen Passagen. Da werden Stimmungen verwoben, die eigentlich nicht zu einander passen und sich doch perfekt ergänzen. Rasant gehen Solefald dabei zu Werke, da ergeben sich keine seltsamen oder eintönigen Sekunden. Auf Black Metal kann das längst nicht beschränkt werden, wenn hin und wieder auch der Gesang darauf verweist. Die progressive Art, Musik zu gestalten, weist Cornelius und Lazare als weitsichtige und humorvolle Musiker aus. "In Harmonia Universali" ist kein leichtes Album. Wer es billig mag, ist hier verkehrt. Wer auf verrücktes, komplexes Material steht, bekommt hier gutes Futter.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2003