CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Cheer Accident - Sever roots, tree dies
(Complacency, 1988)
Tja, dummerweise muss sich alles, was die 3 Multiinstrumentalisten aus Illinois später bis zur Gegenwart auf die Beine gestellt haben, an ihrem Debüt messen lassen, und da haben sie die Latte wirklich hoch gelegt. Wer wie Libersher, Block und Jones im Jahr 1988 mit klangerzeugenden Geräten wie Klavieren, Mellotrons, Flöten, Trompeten, Aluminium und Zentrifugen begleitend zu den üblichen Verdächtigen wie Gitarre, Bass und Schlagzeug Songs herstellt, die zwischen dissonanter Melancholie und atonaler Überdrehtheit wie verspätete Früchte der Rock-In-Opposition-Bewegung daherkommen, darf sich nicht wundern, wenn nach dem Abkippen ihres zweiten Opus in die (fast)Niederungen eines Steve-Albini-produzierten Industriallärmmetal keiner mehr ein Ohr in ihre jeweiligen Neuveröffentlichungen wagt. Dabei blitzt ja auch dort immer wieder was auf, das an diese geniale Melange aus Henry Cow'schen Gesangs- bzw. Melodiefetzen und crimsonesker Tonalität und Rhythmik auf dem Erstling erinnert. Außergewöhnliche Atmosphäre in einem außergewöhnlichen Album, aber wirklich nix für Weicheier.
Charly Heidenreich
© Progressive Newsletter 2003