CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Centrozoon - The cult of: Bibbiboo
(77:15, Burning Shed, 2002)
Schon das Debüt-Album des Duos Centrozoon "Blast" (2000) war alles andere als leichte Kost und es wäre fatal zu glauben, dass Bernhard Wöstheinrich (Synthesizers & Percussion) und Markus Reuter (Touch Guitar) auf der Stelle treten würden. Centrozoon sind mitten in der Welt der elektronischen Avantgarde und das, was sie auf ihrem neuen Album "The cult of: Bibbiboo" an Sounds und Scapes, an Sphären und Beats aufbieten, dürfte selbst den geübten Prog- Hörer vor einige Probleme stellen - Achtung: Kunst! You're leaving the ProgRock Sektor. Liest noch jemand mit? Wenn ja, dann stellt der geneigte Leser nun auch den braven Rezensenten vor Probleme - denn die (klugen) Klangarchitekturen, die die beiden Bielefelder hier produzieren, können wohl gar nicht in kluge Worte gefasst werden. Glücklicherweise sind Centrozoon umsichtig genug, genügend Material auf ihrer Website zum (freien) Download zur Verfügung zu stellen, um dem interessierten Hörer die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Bild zu machen (anstatt auf die Eloquenz der Kritiker zu bauen). Reuter und Wöstheinrich machen halt keine Musik, die sich leicht beschreiben lassen würde (sorry therefore), wahrscheinlich machen sie nicht einmal Musik, die man leicht hören oder begreifen kann (wenn es überhaupt darum geht, sie zu begreifen). Als klassische elektronische Musik wagen sie das Paradoxon, mit synthetischen Klängen, authentische Bilder im Hörer hervorzurufen, Musik also, die entweder inspiriert oder völlig unverstanden bleibt, weil sie doch (so scheint mir) in erster Linie an eine ganz persönliche Lesart des einzelnen Hörers appelliert und nicht an ein 'technisches' Verständnis der Intentionen der Künstler. Interessant ist dabei der fast "jazzige" Gedankenansatz einer (nahezu) komplett improvisierten Musik. Wie gesagt, kein leichter Happen Musik, aber eine Menge Substanz.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2003