CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Yoke Shire - A seer in the midst
(58:05, Zygo Records, 2002)

Yoke Shire gehören zu jenen Bands, die zu Unrecht noch etwas unbeachtet ihr Nischendasein fristen. Mit ihrem ersten, 1999 erschienen Longplayer "Masque of shadows" heimsten sie, nicht nur aufgrund des hervorragenden Klanges der Scheibe, diverse Preise ein, auch musikalisch gelang die Verbindung von erdigem Rock mit epischen Instrumentalparts, die vor allem von innerer Ruhe und Atmosphäre leben. Danach durfte das Trio von der US-Ostküste auf Festivals und bei diversen Gigs seine unbestreitbaren Livequalitäten unter Beweis stellen. "A seer in the midst" ist eine Kompilation, die den Bogen von den Anfängen bis heute spannt. Neben neuen, bisher unveröffentlichten Titeln, ein paar Liveschnipseln, enthält es zudem remasterte Frühaufnahmen, die seit Jahren nicht mehr erhältlich sind. Schade, dass man wohl noch etwas bis auf das nächste Studioalbum warten muss, denn bereits diese Zusammenstellung macht Lust auf mehr, ist aber sicherlich kein Albumersatz. Die beiden neuen, das Album eröffnenden, rein instrumentalen Titel "Mesmerize" und "Ghan Buri Ghan" bieten den typischen Yoke Shire Stil, der rockorientierten Progressive Rock mit Folk Elementen vereint, wobei beide Titel noch mehr den Eindruck von einer gewissen Unfertigkeit, jammender Spontanität ausstrahlen. Als nächstes folgt eine halbstündige Version der "Maiden voyage" Trilogie, wobei das zentrale "The brook, the mirror and the maiden" von der ursprünglichen 9 Minuten Version durch diverse Soli auf über 20 Minuten anwächst. Gerade bei diesem Titel zeigt sich, wie das vom Schlagzeuger Brad Dillon unterstütze Duo Brian und Craig Herlihy rege und behände zwischen den Instrumenten hin- und her wechselt. Psychedelische Bass und Gitarrensoli gehen in Keyboardkaskaden über, verspieltes klassisch geprägtes Klaviergeklimper wird von improvisierten Jams mit Flötenparts fortgeführt. Zuletzt folgen noch die ersten Studioaufnahmen aus dem Jahre 1995, die man, neu aufgemischt und remastert, klanglich aktualisierte. Die vier Songs rocken gut los, sie dazu eine Spur simpler gestrickt, erreich so noch nicht ganz den ausgefeilten Variationsreichtum der späteren Aufnahmen. Wie bereits auf "Masque of shadows", beeindruckt neben den vielschichtigen Ideen, vor allem der transparente und druckvolle Sound, auch wenn "A seer in the midst" mehr den Charakter eines Patchworks ausübt. Man darf gespannt auf den nächsten offiziellen Output sein, dieses Album ist mehr ein Trost für die Fans.

Kristian Selm



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