CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Akihisa Tsuboy / Natsuki Kido Duo - Era
(59:49, Poseidon Productions, 2002)

Zwei Japaner - nur Violine und akustische Gitarre - keine technischen Studio Spielereien - mal feste Kompositionen, mal rege Improvisationen - pure, live mitgeschnittene Musik. Akihisa Tsuboy geigt bei den Bombast Sinfonic Proggern KBB, Natsuki Kido ist der Klampfer der im Avantgarde / R.I.O. angesiedelten Bondage Fruit. Doch kann in so wenig, so viel stecken. Beide Musiker sind absolute Könner auf ihren Instrumenten und holen dementsprechend viel aus ihnen heraus. Mit wechselndem Tempo, veränderten Spielarten und Rückgriffe auf verschiedene musikalisch Einflüsse, ist "Era" weit mehr als nur ein eindimensionales Akustikalbum. Zwar läuft das Duo aus Fernost, aufgrund der beschränkten klanglichen Möglichkeiten, durchaus in die Falle der zu ähnlich wirkenden Sounds und Höreindrücke, doch sind diese Momente selten, denn je länger das Album dauert, um so mehr gelingt es den zwei Protagonisten, den Hörer zu fesseln, sofern man sich auf dieses Experiment einlässt. Die Stücke sind von der Instrumentenvielfalt entrümpelt, aber dennoch interessant und vielschichtig gestaltet, wobei die Violine hauptsächlich die Melodieführung übernimmt. Die Gitarre haucht zu schluchzender Geige oder reiht sich im expressiven Klanggewitter des temporeichen Saitengeflitzes ein. Der musikalische Background der beiden ursprünglichen Bands der beiden Beteiligten spiegelt sich nicht unbedingt vordergründig, sondern mehr in hintergründigen Inhalten wieder. Mit einer Bandbreite die von akustischen Progressive Rock, lyrischer Klassik bis hin zu schrägen Avantgardegedanken reicht, gibt es hier nur schwere Vergleichsmomente. Am ehesten passt noch das nuancenreiche Geigenspiel eines David Cross (ex-King Crimson), welches aber nur in Ansätzen als Orientierung dienen mag. Im Gesamteindruck wirkt die Musik relativ ernst und schwerfällig, vielleicht hätten etwas ironisierende Gedanken für etwas mehr Auflockerung gesorgt, dennoch ein durchaus spannendes, rein akustisches Instrumentalwerk.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003