CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Calliope - Generazioni
(53:54, Electromantic Music, 2002)

Nach Mellow Records und Vinyl Magic erscheint mit Electromantic ein neues Label im Italo-Prog-Bereich, das sich möglicherweise in der Szene etablieren könnte. Namen, die in Zusammenhang mit diesem Label fallen: Beppe Crovella, bekannt als Tastenmann bei Arti E Mestiere oder als Produzent vieler italienischer Bands auf dem Vinyl Magic-Label, Furio Chirico (Arti E Mestieri-Drummer) oder Aldo Tagliapietra (Le Orme-Bassist und Sänger). Meist basiert der Sound der Crovella-betreuten Bands auf dem tastenlastigen 70er-Italo-Sound, und so war dies ursprünglich auch bei Calliope. Bisher haben die Italiener drei Studioalben bei Vinyl Magic veröffentlicht, bei "Generazioni" handelt es sich um ein Live-Dokument das - wie der Titel schon andeutet - einen Bogen spannen soll zwischen den beiden Line-Ups, die hier vertreten sind. Eine Hälfte des Materials wurde nämlich 1993 aufgeführt, die andere wurde 2002 live im Studio eingespielt, wobei als bemerkenswerte Tatsache festzuhalten ist, dass kein einziger Musiker der aktuellen Besetzung schon vor 9 Jahren dabei war. Das spricht nun nicht gerade für Kontinuität. Spontan fällt mir als ähnlich gelagerter Fall erst mal nur Renaissance ein, die in zwei völlig unterschiedlichen Formationen bestanden haben. Dass man aktuell unter dem Namen Calliope auftritt, mag daran liegen, dass der jetzige Tastenmann Enrico Perrucci bereits auf dem dritten Album ("Il madrigale del vento") als zweiter Keyboarder dabei war. Sämtliche Titel wurden vom ursprünglichen Keyboarder Ronaldo Doro geschrieben, was schon deutlich macht, in welchem Bereich Calliope anzusiedeln sind. Abgesehen von einem bisher unveröffentlichten Titel stammen alle Songs von den ersten beiden Calliope-Alben. Stellt man die Formationen gegenüber, kann man abgesehen von der Gesangsposition (hier knapper Punktsieg für die alte Version) keinen großen Unterschied feststellen. Im Vergleich zu den Studioalben versucht man, glatter und flotter herüberzukommen, die Gitarre kommt etwas besser zur Geltung. Es fällt auf, dass die 70er-Pfade verlassen werden und deutlicher die Neo-Prog-Schiene gefahren wird. Ich könnte mir vorstellen, dass das aktuelle Line-Up beim nächsten Studioalbum sich noch weiter vom 70er Sound entfernen wird.

Jürgen Meurer



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