CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Singularity - Between sunlight and shadow
(43:38, Privatpressung, 2002)
Wie jedes Jahr finden zu Beginn des Jahres (nicht nur beim Progressive Newsletter) jede Menge Polls statt, um die Gewinner und Highlights des vergangenen Jahres zu ermitteln. Inzwischen hat sich dies natürlich auch auf reiner Internetebene ausgebreitet, wie z.B. auf www.proggods.com, einer der vielen Seiten, die von Mark Bredius (Webmaster der offiziellen Homepages von u.a. Dream Theater, Spock's Beard oder Porcupine Tree, aber auch für das Redesign unserer Website zuständig) gemanagt werden. Und siehe da, zwischen den üblichen Verdächtigen, tauchte in der Endabrechnung überraschend auf Platz 11 eine mir bis dato gänzlich unbekannte Formation auf, nämlich Singularity. Wurden hier nur alle Bekannten aktiviert, um das Album zu pushen oder sollte doch letztes Jahr eine entscheidende Veröffentlichung an mir vorbeigegangen sein? Zuerst zu den Fakten. Mit etwas Internet Recherche erfährt man, dass es sich bei "Between sunlight and shadow" um die zweite Veröffentlichung des amerikanischen Trios handelt. Inhaltlich geht es um die Aufarbeitung der Ereignisse des 11. Septembers. Die Kritiken zum Album sind sehr gut, bis euphorisch, die amerikanischen Kollegen vom "Progression" vergaben sogar 16/16 Punkten. Jede Menge Vorab Lorbeeren, die die Band aus Colorado als unfreiwilligen Ballast mitbringt. Oder wäre es vielleicht doch besser gewesen, völlig vorbehaltlos an diese Kritik heranzugehen? Somit gleich zur ungeschminkten Wahrheit über "Between sunlight and shadow". Es handelt sich wirklich um ein sehr gutes Album. Zwar erscheint mir die Top Platzierung bei dem oben erwähnten Poll doch eher durch kollektiven Stimmenfang im Bekanntenkreis begründet, aber dennoch steckt in dieser Band gehöriges Potenzial. Fiel bei den Kritiken zum Debüt sehr oft der Name Rush, so sind diese Verwandtschaften auf dem Nachfolger ziemlich zurückgedrängt. Dafür sticht auf diesem Konzeptwerk, bei dem die 15 Titel fast übergangslos ineinander fließen, eine träge, schleppende, aber keinesfalls gehaltlose Atmosphäre heraus. Die Songs sind eher im Mid-Tempo bzw. langsamen Tempo gehalten, beeindrucken aber durch ihre inhaltliche Dichte und Geschlossenheit. Als etwaige Vergleiche kommen einen Bands wie Timothy Pure oder auch die ruhigere Seite von Porcupine Tree in den Sinn. Weiterhin lebt die Band zum einen von ihren wunderbar arrangierten Gesangsharmonien, sowie teils spacigen, teils sinfonischen, harmonisch verbandelten Sounds. Hinzu kommen gelegentliche neo-proggige, bisweilen mehr verquere Instrumentalparts, bei denen es das amerikanische Trio krachen lässt, womit diese Parts als passender Kontrast zur ruhigen Grundstimmung stehen. Doch vor allem klingen Singularity eigenständig und originell, begnügen sich nicht mit reinem Plagiat. "Between sunlight and shadow" hat sicherlich auch in unseren Breiten mehr Beachtung verdient, ein gelungenes Album fernab jeder Hektik, welches mit jedem Hördurchgang stetig wächst. Wer sich selbst sein eigenes Bild von Singularity machen möchte, hat auf deren Homepage die Möglichkeit sich mehrere repräsentative MP3 Schnipsel anzuhören - es lohnt sich definitiv.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003