CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Re:Cooperation - Transcollaboration
(60:03, Uncle Buzz, 2003)

Wow, das nenne ich mal eine Überraschung! Was anfängt wie eine schöne, aber keineswegs sonderlich innovative Ambient / Soundscapes / Loops-Scheibe klingt, entwickelt sich zu einem richtig abwechslungsreichen und spannenden Album, das weit über das übliche Fripp- und Eno-Plagiat hinausgeht. Doch der Reihe nach: David Cooper Orton (GB) und James H. Sidlo (USA, u.a. Gitarrist bei DreamLand und Crevice) 'treffen' sich in der Mailing List des Looping- Online- Forums 'Looper's Delight' (was für ein bescheuerter Name!) und spielen als Re:Cooperation, das Album "TransCollaboration" ein, in dem sie Master-Tapes einspielen, überarbeiten, ergänzen und jedes Mal mit neuen Ideen versehen, bevor sie diese über den Atlantik hin- und hersenden, solange, bis das vorliegende Album fertiggestellt ist. Das Album eröffnet klassisch als Ambient-Album mit der Trilogie "Thing 2 - 4" (nope, kein Teil 1 dabei), mit vielen schwebenden Soundscapes und Loops: das ist alles durchaus schön meditativ- psychedelisch, aber keineswegs unerhört neu. Spannender wird es mit dem seltsam bedrohlich klingendem "And then this", bei dem man förmlich darauf wartet, dass das Bedrohliche zu Tage kommt, doch bleibt es in dem Stück verborgen. "Time to spare" mit gepickter Gitarre und einigen spärlichen eingestreuten Beats weist schon in die Richtung, in die Re:Cooperation steuern, weg vom Ätherischem, hin zur durchaus konkreten Musik, doch zuerst lassen sie den Hörer mit "Garage Gamelan" Musik und auch bei "Delayed in traffic" im Unklarem, über ihre Absichten, wechseln zwischen atmosphärischen Sounds hin und her. Endlich bei "There and back and there again" setzen die Beats ein, aus den übereinanderlagernden Loops werden Sequenzen, die als Kompositionen aufgebaut sind, das alles immer noch sehr ambient, aber eben um ein paar ungewöhnliche Ebenen erweitert. Ab hier offenbart sich der hochrhythmische Charakter der Musik, etwa bei "Between beats" (Nomen est Omen) oder beim wunderschönen dramatischen Finale "Never enough", einem regelrechten Soundtrack für eine Hochgeschwindigkeitsreise, erbaut aus zahllosen, nacheinander einsetzenden Loops und einem unwiderstehlichen Beat (in "Never enough Part Two"). So stoppt die transatlantischen Kollaboration aus voller Fahrt nach einer Stunde und hinterlässt den Hörer perplex, was heute alles durch das Internet entstehen kann. Leider deutet das Sample im Internet noch nicht einmal an, welch angenehme und abwechslungsreiche Musik das Album verbirgt, wenn es nur irgendwie geht, sollte man sich gerade mit dem zweiten Teil des Albums beschäftigen: Könnte sein, dass dort mit einigen Vorurteilen über langatmige Ambient-Musik bei einigen aufgeräumt werden könnte (http://www.unclebuzz.com oder http://www.loopers-delight.com).

Sal Pichireddu



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