CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Programme D'Experience - Thought molecules
(50:13, Independent Records, 2002)

50 Minuten Musik komplett digital aufgenommen - "Heimwerker" Brad Bansner nutzte die gesamte technische Bandbreite seines neuen Aufnahmedomizils. Der Multiinstrumentalist schrieb alle Songs, bedient dazu Gitarre, Bass, Keyboards und Programming und war zu guter Letzt natürlich noch der Produzent dieses Albums. Immerhin hat er mit Parker Kenyon (Flöte, Saxophon, Trompete, Posaune) und Joshua Weinfeld (Fretless Bass) noch zwei Gastmusiker in sein Studio gelassen. Laut eigenem Anspruch ist Programme D'Experience instrumentale Musik, die erschaffen wurde, um mit dem Hörer in Interaktion zu gehen. Jeder einzelne Song verfolgt seine ganz eigene Richtung, so dass nicht von ungefähr die 13 Titel eine sehr weitreichende stilistische Breite von Rock, Jazz, Experimentalmusik, Funk bis hin zu Progressive Rock abdecken. Abhängig vom Titel, entstehen so recht vielversprechende, inhaltlich oft vielschichtig gestaltete Ausflüge, deren anspruchsvolle Dichte und Spannung besonders in den komplexeren Parts bzw. in den atmosphärischen Soundscapes am Stimmigsten wirken. Die musikalischen Gäste, allen voran Parker Kenyon an diversen Blasinstrumenten, sorgen weiterhin für entsprechende Auflockerung. Die weitreichende Bandbreite ist Vor- und Nachteil zugleich. Nie weiß man, wohin die musikalische Reise beim nächsten Titel wohl gehen wird, aber gerade von der Qualität der Titel aus der Albummitte hätte man sich mehr gewünscht. Hier gelingt Bansner aus frippigen Soundscapes und harten Riffs eine gehaltvolle Rock-Prog-Melange. Mal elegisch, mal energisch, aber immer auf den Punkt gebracht. Daneben stehen im Kontrast einige Einfälle, die nicht uneingeschränkte Begeisterung auslösen. Zum einen sorgt das programmierte, kalt wirkende Trommel Playback für Abzüge, hin und wieder verliert der Multi-Instrumentalist bei seinen Ideen und Stilvielfalt die Richtung, so dass ein Song solistisch völlig selbstverliebt im inhaltlichen Nirgendwo endet. Insgesamt bietet "Thought molecules" einen interessanten, wohldurchdachten Mix aus den verschiedensten Elementen, der den Hörer, auf der Suche nach dem etwas Ungewöhnlichen, nicht Alltäglichen anspricht.

Kristian Selm



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