CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Peer Gynt - Ahab
(60:53, One Take Records, 2002)

Mal eine Frage an die aktiven Musiker unter der Leserschaft. Kennt ihr das, das man nach dem Gig der Vorband gar nicht mehr selbst auf die Bühne gehen möchte, weil eben jene einfach so unglaublich geil war und man ihr lieber noch eine Stunde länger zugehört hätte, als selbst Musik zu machen? So erging es mir, als ich im Dezember das große Vergnügen hatte mit der Saarländer Band Peer Gynt zu spielen. Und das schöne ist, das die Platten der Jungs genauso geil sind, wie ihre Live Qualitäten! Womit haben wir es hier zu tun? Mit Alternative Rock, welcher sich gerne und hervorragend Anleihen des 70's Progrock bedient. Was die drei Herren um Gitarrist / Sänger Jochen Philipi hier aus den Boxen schweben lassen, habe ich in ähnlicher Art eigentlich noch gar nicht gehört. In einem Moment meint man, das man eventuell auch gerade eine Tool Platte hören könnte, während man im nächsten auch nicht überrascht wäre, wenn es eine verschollene frühe Genesis Scheibe wäre. Das neueste Werk des Trios nennt sich "Ahab" und bietet ein Highlight nach dem anderen. Angefangen beim wunderschön, epischen Opener "...and crowded together", welcher über 6 Minuten lang absolutes Gänsehautfeeling versprüht, über schräge, fast ein wenig an King Crimson erinnernde Rocker wie "Nope", sanfte Akustikgitarren wie bei "Ring train", bis zum großartigen fast 10-minütigen Abschlusssong "Inside the whale" mit seinem überraschenden Ende. Bombastische Parts schweben erhaben neben schrammeligen, schrägen Riffs und durch den sehr guten dichten Sound, fräst sich ein Song nach dem anderen tief in die Hirnwindungen. Unter www.onetake.de oder www.peergynt.de kann man sich anhand von Soundfiles davon überzeugen, welch wunderschöne Perle hier im deutschen Underground schlummert. Für mich persönlich absolut DIE Entdeckung des vergangenen Jahres. ...ach ja, ihr erstes Album "Mother" ist keinen Deut schlechter und bietet ebenfalls Highlights en masse. Gebt dem Underground eine Chance!

Sven Schmidt



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