CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Arturo Parra - Parr(A)cousmatique
(53:11, empreintes DIGITALes, 2000)
Es muss als Musiker schon einen Riesenspaß machen, die Grundfeste zeitgenössischer Musik immer wieder selbst neu zu definieren. Arturo Parra, ein aus Kolumbien stammender Gitarrist, ist einer dieser Vertreter. Dass jedoch das Bestreben des Künstlers und die "Anhörbarkeit" der Musik oft in einem krassen Gegensatz stehen, resultiert leider als ein Ergebnis dieser sicherlich lobenswerten Bemühungen. "Parr(A)cousmatique" ist fast komplette Kopfmusik, Musik zum Nachdenken. Der Geist wird gefordert, die Gefühlsebene nur sehr eingeschränkt angesprochen. Zwar gibt es in den fünf Kompositionen immer wieder feine Melodielinien, ganz "normale" Gitarrenmusik an der Akustikgitarre, ein Großteil wirkt somit durchaus zugänglich und vertraut, doch Brüche, Sprünge und Soundcollagen geben dem Album einen künstlerisch wertvollen Anstrich. Dies führt letztendlich ganz einfach dazu, dass es unheimlich anstrengend ist, sich auf Dauer diesen akustischen Experimenten, die Parra zusammen mit diversen Gastmusikern einspielte, auszusetzen. Progressivität in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes, mündet nicht immer unbedingt in einem Endresultat, in dem man seine eigene musikalischen Leidenschaft und Vorlieben wiederfindet. Nur etwas für Unerschrockene und experimenteller Musik komplett aufgeschlossener Geister.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003