CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
McGill / Manring / Stevens - Controlled by Radar
(61:06 + 53:15, Free Electric Sound, 2002)
"Controlled by Radar" wurde in die beiden CDs "Right brain" und "Left brain" aufgeteilt. Dies nicht nur einfach so zum Spaß oder mit Willkür, sondern "Right brain" verkörpert die elektrische, "Left brain" die akustische Seite des Fusion Dreiers McGill / Manring / Stevens. Im Gegensatz zu seinen Soloalben wirkt Gitarrist Scott McGill, wie bereits schon bei Finneus Gauge, etwas gezähmter, spielerisch vielseitiger, sein Herumgefrickel scheint mehr der Gruppe zu dienen, als der reinen Selbstgefälligkeit. Dadurch das seine beiden Mitstreiter auch nicht gerade musikalische Kleinkaliber sind, erscheint "Controlled by Radar" vielleicht gerade deswegen etwas austarierter und ausbalancierter, jedoch weit davon entfernt Leichtigkeit und trotz einiger recht zurückgenommener Parts, relaxte Ruhe auszustrahlen. Mitunter wirkt die technische, düstere Schwere, das ultrakomplexe Herumgedudel, welches dieses Werk dominiert, einfach nur noch erschlagend. Mit zu viel Aktion und zu vielen gegeneinanderlaufenden Noten tüncht man so mancherorts die Ideenvielfalt zu. Besonders beim elektrischen Part hätte man sich mehr Selbstironie gewünscht, denn die drei fahren hier zum Teil schon sehr starken Tobak auf. Nichtsdestotrotz wurde sich mächtig ins Zeug gelegt, um den einzelnen Tracks jeweils eine eigene Note zu verleihen. Highlight und lohnender Anspieltipp "Cash from Chaos", mit modern-metallischem King Crimson Touch. Ob soundscapeartige Klangmalereien oder mitunter mehr metallischer Schmiss, erzeugt durch diverse Effektgeräte, den Vorwurf von Einfallslosigkeit können McGill, Manring und Stevens weit von sich weisen. Als jeglichen Kontrast dient die zweite CD mit ihrem akustischen Ansatz. Hier wirken die Einfälle lyrischer, sparsamer eingesetzt, fokusierter. Die Musik wirkt längst nicht mehr zu technisch, sondern Ausdruck und Wärme sorgen für die "Anhörbarkeit". Dafür gewinnt der Jazz über den Rock die Vorherrschaft, eine immer noch dunkle und schwerfällige Dichte liegt über dem angespannten Musizieren. Südeuropäische und indische Einflüsse sorgen hier als zusätzliche Facette für klangliche und inhaltliche Überraschungen. "Controlled by Radar" lässt durch seine zwei Seiten alle zukünftigen musikalischen Entwicklungsmöglichkeiten für McGill, Manring, Stevens offen. Inhaltlich sehr anspruchsvoll und virtuos gespielt, für einfache Dinge ist hier absolut kein Platz.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003