CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Aqualung - Aqualung
(46:51, B-Unique/Warner Music, 2003)
Nein, mit Jethro Tull hat diese Silberscheibe nichts zu tun. Was einem aber trotzdem auffällt: Dass eine solche Platte hoch in die britische Hitparade (neudeutsch "Charts") einsteigt, ist eigentlich unbegreiflich: minimalistische Singer-Songwriter-Musik, verhalten, introvertiert, melancholisch, ohne dabei depressiv zu wirken, schlicht und schlichtweg eindringlich. Eine der letzten Platten für den langsam ausklingenden Winter. Aqualung besteht im Grunde nur aus einer Person, Matt Hales, ein musikalisches Wunderkind, das seine ersten Songs schon mit 14 schrieb, mit 17 die erste Sinfonie "Life Cycle" komponierte. Nach mehreren Bandversuchen startete er im Herbst 2001 sein Soloprojekt Aqualung. Die Platte gibt sich schon vom Design her überaus zurückhaltend und schlicht. Dem entspricht die wunderbare Musik, die hauptsächliche von Hales' Stimme und der kargen Instrumentierung lebt. Stark atmosphärischer Sound, reduziert im wesentlichen auf Stimme und Klavier, Orgel, sparsame Percussioneffekte und sonstige Sounds. Ein Album, das für mich in der Tradition Peter Hammills steht (man erinnere sich an sein Keyboard / Klavieralbum "And close as this"!), wobei man wahrscheinlich davon ausgehen dürfte, dass Hales Hammill gar nicht kennt - ja einige Gesangslinien beim achten Titel "Everything changed" erinnern für mich sogar stark an England! Meiner Meinung nach ein ganz großes Album. Unbedingt hineinhören!
Markus Schurr
© Progressive Newsletter 2003