CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
HolgDale - HolgDale
(44:47, Privatpressung, 2002)
Der gerade mal 20-jährige HolgDale wirbelt auf seiner zweiten CD als fast Ein-Mann-Show virtuos durch ein Arsenal an weißen und schwarzen Tasten. Fast deswegen, weil er auf seinem titellosen Album vom Gitarristen Albert Mamsto Unterstützung erfährt und somit sein Alleingang an Keyboards, Schlagzeug und Bass nicht komplett als alleinige Soloorgie ausartet. Ab seinem dritten Lebensjahr genoss der gebürtige Kölner eine musikalische Ausbildung, seit dem Sommer 2001 studiert er in Freiburg an der Jazz and Rock School, einem Ableger des Bostoner Berklee College Of Music. Zwischenzeitlich spielte er in diversen Bands, ganz aktuell stieg er als Keyboarder bei der saarländischen Prog Band Broken Glass ein. So spiegelt sich seine musikalische Vergangenheit, aber auch seine Ausbildung, augenscheinlich in der stilistischen Vielfalt dieser rein instrumentalen Soloscheibe wieder, dessen inhaltliche Bandbreite von Klassischem, sinfonischem Prog Rock bis hin zu komplexen Prog Metal reicht. Im Gegensatz zu vielen amateurhaften Tastendrückern, die im heimischen Keller allerlei Unverdauliches und Unanhörbares ans Tageslicht befördern, bekommt man bei HolgDale sowohl kompositorisch, als auch spieltechnisch wesentlich mehr Inhalt geboten. Zwar muss bei der etwas kraftlos wirkenden, recht steril-synthetisch klingenden Produktion Abstriche gemacht werden und auch zündet nicht jeder Gedanke, folgt jeder Songaufbau einem nachvollziehbaren Ziel, doch ist hier merklich hörbar ein mehr als ordentlicher Grundstock gelegt. Die Hinzunahme eines Gastgitarristen erwies sich als intelligenter Schachzug, da somit den Keyboards ein mehr als gleichwertiger Partner zur Seite steht. Die Mischung aus sachten Tastenläufen und aggressiven Attacken gerät zwar hier und da ins holprige Stocken, gleitet stellenweise in zu seichtes Fahrwasser ab, doch bleibt erkennbar, wohin die Reise gehen soll. Mit mehr Rohschliff beim Komponieren, der Konzentration auf die wesentlich Songaussage und einer fetteren Produktion ist hier einiges am Werden. HolgDale ist auf jeden Fall auf dem richtigen Weg und man wird zukünftig hoffentlich noch mehr von diesem talentierten Keyboarder hören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003