CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Gordian Knot - Emergent
(49:53, Sensory, 2003)
Wie beim Vorgänger holte sich Multi-Instrumentalist Sean Malone für "Emergent" wiederum eine illustre Schar an Mitmusikern ins Studio. Neben der kompletten Besetzung seiner ehemaligen Avantgarde Metal Band Cynic, verfeinern Bill Bruford, Steve Hackett, sowie Jim Matheos von Fates Warning dieses Album. Trotz der rein instrumentalen Ausrichtung, der damit verbundenen solistischen Aktionen und dem offensichtlichen Wirkungsgrad der hochkarätigen Besetzung, widersteht Malone der Versuchung zu stark auf Technik und selbst inszeniertes Schaulaufen zu setzen. Vielmehr entsteht ein dichtes, sehr atmosphärisches Klanggeflecht, welches im Songwriting erstaunlich melodiös, aber dennoch auf dem Punkt gebracht, die Grenzen von Rock, Metal und Jazz Rock verschwimmen lässt. Sicherlich lassen die Beteiligten an manchen Stellen auch mal ihre Muskeln spielen, doch meistens erstaunlich zurückhaltend. Dafür in sich stimmig und schlüssig, entsteht aus dem Zusammenspiel eine logische Songstruktur und keine Materialschlacht. Ein weiterer Pluspunkt von "Emergent" ist der behutsame Umgang mit Stimmungen. Härtere, heftige, metallische Parts werden von relaxter Atmosphäre abgelöst, an manchen Stellen wirkt die Musik schon fast introvertiert, völlig in sich selbst versunken. Die harmonische Vermischung von akustischen Instrumenten mit vielfach verwendeten Stick, Soundscapes mit gelegentlichem elektronischem Schlagzeug sorgt für weitere angenehme Impressionen. Wer auf "Emergent" nur knallig überladene Instrumentalmusik im Stil vom Liquid Tension Experiment erwartet, wird sich hier nur zum Teil wiederfinden. "Emergent" ist wesentlich subtiler, von seiner klanglichen Breite fast schon cineastisch angelegt - ein sehr gutes Album der wohl durchdachten Zwischentöne.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003