CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Forever Twelve - Remembrance branch
(63:00, Privatpressung, 2002)
Nach den vorhin besprochenen Farpoint nochmals eine neue Band aus den U.S.A., dieses mal von der anderen Seite des Landes, nämlich aus Los Angeles. Forever Twelve haben auf den ersten Höreindruck mit dem gleichen Makel zu kämpfen, wie ihre Kollegen von der Ostküste: die Soundqualität ist wiederum etwas drucklos, die einzelnen Instrumente agieren klanglich mehr nebeneinander, als dass man von einem homogen Gesamtsound sprechen kann. Von dieser Seite her betrachtet, ist der Einstieg bei Forever Twelve etwas getrübt, die Band erarbeitet sich aber im Laufe der CD einiges an verlorenem Boden zurück. Da wäre zuerst einmal die interessante Vermischung von nostalgischen Retro-Sounds, vor allem im Tastensektor wird kräftig in der ganz tiefen Vergangenheit von Mellotron bis Orgel gewühlt, verspielten, leicht komplexen Parts in neo-progressiver Spielweise. Der Fünfer hat jede Menge Ideen in seine leicht melancholischen Titel eingearbeitet, die innere Zielrichtung bleibt nicht immer sofort vorausschaubar und nur im üblichen Terrain verwurzelt, wodurch inhaltlich ansatzweise doch einiges an Spannung und Überraschungen erzeugt wird. Doch trotz guter Absichten und sichtlich vorhandenem Potential, glückt nicht immer die Gratwanderung aus Virtuosität und Songaufbau. In manche Parts wurde einfach zu viel hineingesteckt, die Übergänge erscheinen zu holprig und nicht bis ins letzte Ende ausbalanciert. Doch gerade, wenn sich die Band mehr in melodisch-sinfonisches Fahrwasser begibt, vor allem Keyboards und Gitarre solistisch harmonieren, behände Tasten- und Gitarrenläufe aus dem Ärmel geschüttelt werden, dann geht das Konzept von Forever Twelve voll auf. Mit Sängerin Cat Ellen verfügt man zudem über eine angenehme Frontstimme. So wechseln insgesamt Licht und Schatten ab, wobei sich auf Gesamtlänge betrachtet, der Qualitäts-Zeiger im positiven Bereich eintariert. Forever Twelve beweisen auf ihrem Debüt, dass bei ihnen noch einiges an Einfallsreichtum schlummert, welches bisher noch zu selten aufblitzt, aber sicherlich beim Nachfolger herausgekitzelt werden kann. "Remembrance branch" ist somit ein solides, hoffnungsvolles Debüt, welches von Fans des melodischen Neo Progs sicherlich angetestet werden kann.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003