CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

F.H.C. - One locus which consists of three fragments
(29:41, Vital, 2002)

19 Lieder in weniger als 30 Minuten. Da wird sehr schnell klar, warum der Albumtitel von Fragmenten spricht. Dazu die Eigenbeurteilung "We make 21st century schizoid musik" und schon weiß der informierte Hörer, woher hier der Wind aus dem wilden Osten weht. "21st century schizoid musik" ist natürlich als Anlehnung an King Crimsons "21st century schizoid man" gedacht, so dass man keineswegs überrascht ist, einige Versatzstücke aus dem crimsonesken Gemischtwarenladen zu hören. Doch das durchgeknallte japanische Ensemble treibt die ganze Sache sehr extrem auf die Spitze. Die "Lieder" bestehen wirklich nur aus kurzen Fragmenten, wobei neben dem deutlichen KC Einfluss aus deren gesamter Schaffenszeit, abgedrehter Avantgarde Rock, der hin bis zu Punk(!) Versatzstücken reicht, jegliche musikalischen Logiken fast völlig ad absurdum führt. Hier wurde in die einzelnen Fragmente so viel schwer verdaulicher Inhalt hineingesteckt, das man zum Teil wirklich froh ist, dass die Titel nicht länger dauern. Die Musiker hatten bestimmt einen Heidenspaß diese Scheibe einzuspielen - man stellt sich im Geiste ein paar wirr dreinblickende Asiaten vor, die wie Besessene ihre Instrumente "bearbeiten" - und handwerklich ist es sicherlich nicht einfach solch verquere Gedanken so gekonnt umzusetzen, aber diese teilweise bis hin zur Atonalität reichende Fragmentierung, erfordert schon einiges an Aufgeschlossenheit, sadistisch veranlagtem Hörvergnügen oder man heißt einfach Volkmar ;-) Entsprechend der Label Beurteilung sieht die Sache viel einfacher aus: "Ihre Musik ist primitiv, aber voll Energie" "One locus which consists of three fragments" ist als Anhörbeispiel für die eigene Belastbarkeit ein sehr interessantes Experiment, dauerhafte Beschallung mit diesen extremen Klängen, kann eigentlich nur zu irreparablen Schäden führen. Hört hier der Spaß auf oder fängt er hier erst richtig an?

Kristian Selm



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