CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Anima - Anima
(50:59, Viajero Inmovil, 1987/89)

Viajero Inmovil mausert sich immer mehr. Veröffentlichte das argentinische Label bisher vor allem obskure und meist schwer verdauliche Bands aus dem Land der Gauchos, so hat man sich wahrscheinlich auch aufgrund möglicher Verkaufschancen inzwischen den melodischen Vertretern des Genres zugewandt. Im aufklappbare Pappschuber im Mini-LP Format sorgt zudem die Verpackung für ein positives Erscheinungsbild. Mehr durch einen Zufall fand Labelboss Felipe Surkan in einem Plattenladen in Buenos Aires die rare Vinylversion dieses Albums von Anima, welches erst jetzt erstmalig auf CD wiederveröffentlichte. Ursprünglich aus dem Jahr 1987 stammend, mit drei Bonustiteln von 1989 ergänzt, stehen Anima ganz in der Tradition sinfonischer Rockmusik. Weitausladende Melodiebögen, sowie Gitarre und Keyboards im melodischen Einklang, bestimmen den Sound der Argentinier. Man merkt den Songs unweigerlich an, aus welcher Zeit sie stammen, den inhaltlich geradegebügelt und von den einige mal sehr käsig klingenden Keyboardsounds schimmern hier eindeutig neo-progressive Wurzeln Marke 80er Jahre durch. Für den Zugang von Vorteil erweist sich die kompakte Spielweise, denn gleich beim ersten Durchgang findet man sich bestens zurecht. Da an einigen Stellen die Gitarre dreckiger soliert, die Rhythmusmaschine mit Breaks aufwartet, spielt sich die Band, trotz relativ vorhersehbarem Songverlauf, auf ansehnliches Niveau vor. Was diesem Album fehlt, sind die echten Überraschungsmomente, vielleicht muss man aber aufgrund des Entstehungsjahres ein Auge zudrücken. Etwas schwieriger wird das Zudrücken des Ohres aber beim leidlichen Thema des Gesangs. Zwar behalten die rein instrumentalen Titel im Vergleich zu den in spanisch vorgetragenen Gesangstitel die Oberhand, doch die ausdrucksstarke Sängerin Alejandra Hamelink sorgt für nicht immer leicht verdauliche Vokalakrobatik. Mit viel Pathos und Energie in der Stimme, scheint sie einige Male böse um diverse Nuancen daneben zu liegen. Singen kann die Südamerikanerin, doch die unfreiwillige Schrägheit, der zu stark nach vorne gemischte Gesang, sorgt in den bombastischen Passagen nicht immer für allgemeinen Wohlklang. Da sieht es in den ruhigeren Momente um einiges besser aus, was doch für so etwas wie ein versöhnliche Austarierung sorgt.

Kristian Selm



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