CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Evergrey - Recreation day
(60:17, InsideOut, 2003)

Der Progressive Metal der Schweden Evergrey steht auch auf ihrem 4. Album "Recreation day" für songdienliche Komplexität. Evergrey war nie die Band, die überkomplexe oder lange Instrumentalorgien entwarfen. Daran hat sich nichts geändert. Lyrische bis bombastische Keyboards, technisches Schlagzeug / Bass-Geflecht, brutale Gitarren und düsterer Gesang arbeiten eine schwere und dabei atmosphärisch beeindruckende schwere Heavyness aus, die ihresgleichen sucht. In Speed Metal Attacken jagen die instrumentalen Teile dahin, von Double Guitars melodisch garniert. Weder nimmt die Band es mit Progressive Metal zu ernst, noch fügt sie sich gar dem Stil. Hier passieren Sachen, die sonst im Melodic Rock, im Speed Metal oder im verwandten Power-Bereich gang und gäbe sind. Zum einen legen die Schweden Wert auf Solo- und Gruppengesang, der lange Teile der Stücke einnimmt. Refrains wechseln sich mit Strophen ab, der Lyriker hatte ordentlich zu tun, die Stunde Musik mit Texten zu versehen. Die technisch angelegten Songs sind höreinfach arrangiert. Das wird die Headbanger freuen, die sich im schweren Groove schütteln können. Die Songs sind zumeist kurz, zwischen 3 und 6 Minuten lang. Die Prog-Freaks unter den Metallern könnte nicht nur dies ein Dorn im Auge sein. Denn zu schlicht sind oftmals die Ideen von Evergrey, zu schnell durchschaubar machen die vielen und endlosen Refrains die Songs. Die wenigen ausgedehnten Instrumentalteile sind zwar ganz nett, bleiben aber Raritäten. Die Gitarrensoli sind nicht so fein ziseliert, wie bei artverwandten Bands. So macht "Recreation Day" einen durchwachsenen Eindruck. Es dürfte eher in der Power Metal - Gemeinde gut aufgenommen werden, denen das ganze Prog - Zeug zu viel Durcheinander ist. Als Bonus gibt es das 9-minütige "Trilogy of the damned". Ein emotionales, reines Keyboard-Gesangs-Stück, das vor allem durch die fabelhafte Stimme von Tom Englund lebt. Das Cover ist fabelhaft gestaltet, allein die Farbkomposition ist schwer beeindruckend. Und wer sich beeilt, kann sich die Version mit dem dicken Booklet kaufen, das etliche Informationen beinhaltet.

Volkmar Mantei



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