CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
Eloy - Timeless passages
(77:31 + 78:17, EMI, 2003)
Viel zu oft werfen die großen Labels irgendwelche lieblos zusammengestellte "Best of" Album unters Volk, auf denen eigentlich nur billige Resteverwertung, ohne großen Produktionsaufwand betrieben wird. Okay, auch von Eloy erschienen Anfang der 90er bereits "Chronicles I + II", wobei aber damals immerhin alle Titel neu aufgenommen und abgemischt wurden. "The best of Vol.I + II" aus den Jahren 1994/96 hatte da schon eher einen bitteren Beigeschmack, da zum einen die volle Laufzeit einer CD nicht ausgeschöpft wurde, zum anderen die Abdeckung der einzelnen Alben aus den jeweiligen Schaffensphasen recht unausgewogen daherkam. "Timeless passages" mit dem Untertitel "The very best of Eloy" macht jetzt einen neuen Anlauf, wobei die Erscheinung des Albums wohl nicht rein zufällig mit der für dieses Jahr angekündigten Wiederveröffentlichung eines großen Teils des Backkatalogs zusammenfällt. Jedoch kann "Timeless passages" bedenkenlos als gelungener Einstieg für die Entdeckung von Eloy empfohlen werden. Das fängt beim Umfang an - die beiden CDs sind fast bis an die Grenze ausgereizt, die Titel wurden zum Teil remixt - geht über die geschmackvolle optische Gestaltung weiter, bis hin dazu, dass man zu jedem Titel Kommentare der jeweiligen Bandmitglieder hinzufügte. Ähnlich, wie bei Pink Floyd's "Echoes", bekam Eloy Mastermind Frank Bornemann die Aufgabe zuteil, die Songs übergangslos ineinander übergehen zu lassen, wobei im Endresultat eher zurückhaltend davon Gebrauch macht, aber insgesamt ein harmonischer Fluss entstand. Die Auswahl umfasst Ausschnitte aus allen wichtigen Alben der Bandhistorie, reicht vom 75er Werk "The power and the passion" bis hin zum bisher letzten Studioalbum "Ocean II - The answer". Abgesehen davon, dass die Frühphase mit den ersten drei Alben komplett weggelassen wurde und auch glücklicherweise Ausschnitte aus weniger überzeugenden Alben "Performance" (1983) und "Destination" (1991) fehlen, bekommt man einen wirklich umfassenden Überblick über Eloy, die im Ausland immer größere Beachtung fanden, in heimischen Gefilden jedoch etwas stiefmütterlich behandelt wurden. "Timeless passages" kann hier vielleicht als teilweise Rehabilitation dienen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003