CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Echolyn - A little nonsense: now and then
(68:09 + 71:45 + 52:43, Velveteen Records, 2002)

Alles für die Fans - so könnte die Devise für Echolyn lauten, die massiv ihre Archive durchforsteten und nun den Zahlungswilligen und Interessierten einiges an hörenswertem Material bieten. Neben einer Doppel CDR ihres kompletten Auftritts vom 94er Progfest in Los Angeles, welche man direkt über die Homepage der Band für einen Unkostenbeitrag plus Porto und Verpackung bestellen kann, wurden mit der kunstvoll verpackten 3-fach CD "A little nonsense" zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen. Zum einen bekommt man auf den ersten beiden CDs das lange nicht mehr erhältliche Debüt "Echolyn" (1991), sowie die ebenfalls schon länger ausverkaufte Akustik EP "...and every blossom" (1993) in klanglich frisch aufbereiteter Form. Ergänzend dazu noch "Where the sweet turns to sour" (1996), eine Kompilation, die neben der gleichnamigen Genesis Coverversion u.a. einige Livetitel, sowie die damals letzten Aufnahmen der Band enthält. Zum anderen enthält die dritte CD neben vier Neuaufnahmen alter Titel, die bisher nur für kurze Zeit als Bonusmaterial bei der Vorbestellung der letzten beiden Studioalben erhältlich waren, drei live im Studio eingespielte Titel vom vorletzten Album "Cowboy poems free", sowie mit "The edge of wonder" einen Track von 1989. Wenn man bereits alle Echolyn Alben hat, stellt sich natürlich berechtigterweise die Frage, ob man nur aufgrund der dritten CD, diese Dreifach Box benötigt. Salomonisches Urteil: nein und ja. Nein, da das bisher einzig nicht offiziell erhältliche "The edge of wonder", sowie ein instrumentaler "Hidden Track" zwar gute bis sehr gute Echolyn Qualität bieten, aber alleine nicht den Kauf einer 3er Box rechtfertigen. Ja, da die zusätzlichen alternativen Aufnahmen eine interessante Weiterentwicklung und Neuinterpretation dokumentieren. Für denjenigen, der die drei Echolyn Alben "Echolyn", "...and every blossom" und "Where the sweet turns to sour" bisher noch nicht sein eigen nennt, sich aber für Echolyn begeistern kann, ist diese Box allemal empfehlenswert. Die musikalische Entwicklung der Amerikaner ist hier vorzüglich dokumentiert. Wie wohl nur wenigen Bands, ist es Echolyn über die Jahre gelungen, ein eigenes Profil zu erarbeiten, wobei gerade der Überraschungsfaktor der musikalischen Vielseitigkeit ein großer Pluspunkt darstellt. Dem Fünfer von der Ostküste gelingt es immer wieder komplexes aus Prog und Jazz mit rockiger Formel erdig zu verbinden. Verspielte, wie auch akustische Parts, finden Platz neben versponnener Rhythmik, ausgefeilten, mehrstimmigen Vokalharmonien und wohl durchdachter Ideenvielfalt. "A little nonsense" ist vor allem ein ausgiebiger, differenzierter Blick in die Vergangenheit von Echolyn. Diese Box bietet, ganz simpel gesprochen, knapp 3 Stunden hervorragend erdachte und gespielte Musik, einer der immer noch innovativsten, aktuellen Progressive Rock Bands.

Kristian Selm



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