CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Dredg - El Cielo
(57:18, Interscope Records, 2002)

Wow. Einfach nur ein riesiges WOW! Da bekommt man von einem Kumpel eine CD in die Hand gedrückt, mit den Worten "Hört Dir das mal an, könnte sogar einem Progrocker gefallen". Silberling in den Schacht geschoben und dann stand erst mal für 70 Minuten die Kauleiste bis zum Anschlag offen....habe selbige bis heute nicht mehr ganz zu bekommen, zu genial ist "El Cielo", das neue Meisterwerk der amerikanischen Band Dredg. Doch Vorsicht, diese Band hat weder was mit Neo Prog, noch mit Seventies Prog zu tun, sondern ist eine wunderschöne Melange aus Alternative Rock mit Tool / Refused Einflüssen, Post Rock mit gelegentlichen Sigur Rós Einflüssen und einer Stimme, welche in ziemlicher Nähe zu A-Ha Sänger Morten Harkett bewegt. Aber auch diese Bands können den Soundozean welchen die vier jungen Amerikaner hier erschaffen nur unzureichend beschreiben. Scheinbar mühelos vermischen sich derb rockende Songs mit Trompetenklängen, Dead Can Dance Anleihen, einem kurzen Ausflug in die bulgarische Folk Musik und Drum'n Bass Rhythmen. Über allem thront der mystische Gesang von Gavin Hayes, welcher sich als einer der besten Sänger entpuppt, welchen die Alternative Szene im Moment zu bieten hat. Er hat keinerlei Probleme ruhigen, zerbrechlichen Parts die nötige Tiefe zu verleihen, kann aber auch die heftigsten Parts mit seinem Gesang noch nach vorne peitschen....großartig, ganz großartig. Unter seinen Gesang zimmern die drei übrigen Bandmitglieder ein wunderschönes Fundament, in welchem vor allem die Gitarre heraussticht, welche einen Song nach dem anderen in epische Sahnestückchen verwandelt. Hier wird nicht stumpf drauflos gerifft, sondern größten Wert auf Spannung und Atmosphäre gelegt und genau das macht Dredg so besonders im Wust der über den Teich schwappenden Alternative Bands. Selten eine so emotionale Platte gehört. Da Dredg mühelos in jedem Plattenladen erhältlich sein sollten, möchte ich diese Band jedem ans Herz legen, der sich mal einen Eindruck machen möchte, wie moderner, progressiver Alternative Rock klingen sollte.

Sven Schmidt



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