CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Symphony X - The odyssey
(66:59, InsideOut, 2002)

"Wir wollten nicht Album für Album das Gleiche machen. Deswegen fiel schon bei Beginn des Songwritings die Entscheidung die neuen Songs härter, aggressiver und roher klingen zu lassen." erklärt Symphony X Gitarrist Michael Romeo die deutliche härtere Gangart des neuen Symphony X Werkes "The odyssey". Ganz auf dieser Ausrichtung fußend, wurden die Keyboardparts, zumindest im ersten Teil des Albums, deutlich zurückgenommen, die Gitarre klingt um einiges dreckiger, härter und kantiger und selbst Sänger Russell Allen lässt seine Stimme mit deutlich mehr Aggressivität, teils ätzender Intonation und martialischer Gewalt ertönen. So ist "The odyssey" mehr als lediglich der Nachfolger des sehr guten Vorgängers "V". Doch sorgen auf der anderen Seite bestimmte Zutaten für einen unweigerlichen Wiedererkennungseffekt, wie es z.B. auch dieses mal wieder ein episches, emotional recht wechselhaftes, wesentlich progressiveres Meisterwerk, dieses mal kulminierend im 24-minütigen, achtteiligen, absolut mitreißenden Titelsong, zu hören gibt. Aber auch der hervorragende, zweite Teil von "The accolade" (der erste befand sich auf "The divine wings of tragedy") kracht richtig gut heavy-komplex in der allseits bekannten Tradition herein. Durch die Balance aus neuer Härte und Altbewährten, welches beides dennoch die markante Handschrift der Band trägt und eben typisch nach Symphony X klingt, brechen die Amerikaner in kleinen Schritten in neue Richtungen auf, ohne sich selbst untreu zu werden. Interessant ist ebenso der vermehrte Einsatz von klassischen Elementen gegen Ende der CD. Vor allem sticht hier der Titelsong heraus, das die Klassik den bombastischen Passagen noch mehr Pathos aufsetzt, ohne dabei peinlich oder zu überdreht zu wirken. Mit der Erfahrung von mittlerweile fünf Studio- und einem Livealbum verfügt die Band um Gitarristenschnellfinger Michael Romeo inzwischen über die nötige Erfahrung, abseits von den schon viel zu oft gehörten Dream Theater Klonen, Metal, Prog und vor allem gewaltige Melodien, eigenständig und gekonnt zu vereinen. Gerade in Europa verfügt die Band von der Ostküste der Vereinigten Staaten über ein gehöriges Fan Potential. Um den eigenen Bekanntheitsgrad noch mehr zu steigern, plant man nach der Headlinertour vom letzten Jahr, im März 2003 als Support von Stratovarius noch mehr Fans dazuzugewinnen. Mit dem aktuellen Album und der konzertmäßig unterstützenden Tätigkeit sollte dies mit Leichtigkeit möglich sein.

Kristian Selm



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