CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Pyramid - Gaudi's legacy
(66:21, Locomotive, 2002)
Mit seiner eigenwilligen Architektur hinterließ Antonio Gaudi vor allem in Barcelona einige äußerst bemerkenswerte architektonische Meisterleistungen. Am bekanntesten dürfte die bis heute unvollendete Kirche Sagrada Familia sein, dessen Bau er sich in den letzten Jahren seines Lebens widmete, bevor auf tragische Weise 1926 starb. Als Erben von Gaudi sehen sich - zumindest wenn man den Titel ihres dritten Albums übersetzt - die ebenfalls aus Barcelona stammenden neuen spanischen Prog Metal Helden Pyramid. So bietet ihre Reminiszenz an den großen Sohn ihrer Heimatstadt technisch vertrackte Nummern mit hohem Instrumentalanteil in bester, altbekannter Prog Metal Tradition, die somit metallisch interpretiert das Leben und die Werke Gaudis Revue passieren lassen. Handwerklich gibt's hier rein gar nichts zu meckern, zudem wurde in die Arrangements eine gesunde Balance aus Verspieltheit, Melodik und schräger Rhythmik gepackt. Einzig der mit leicht Akzent versehene Gesang stößt gelegentlich etwas sauer auf. Als großer Pluspunkt kann man den Spaniern jedoch anrechnen, dass sie die Technikschraube keineswegs zu oft überdreht haben, obwohl sie gelegentlich dem Frickelfaktor einfach nicht wiederstehen konnten. Mit "Sister Sona" und seiner teils jazzigen Baratmosphäre und komplexen Wechseln enthält das Album sogar eine durchaus ansprechende musikalische Überraschung. Natürlich bietet "Gaudi's legacy" insgesamt absolut nichts Neues, doch wer technischen Prog Metal der besseren Sorte hören möchte, der liegt bei Pyramid sicherlich richtig.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002