CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Lord Of Mushrooms - Lord Of Mushrooms
(53:58, Musea, 2002)

Die qualitative Entwicklung der letzten Jahre im Progressive Rock Bereich hat ihre guten und schlechten Seiten. Haben ein Großteil der heutigen Produktionen ein viel besseres Niveau hinsichtlich Musik und Produktion, als noch vor 5-6 Jahren, so ist es ebenso für die Bands immer schwieriger geworden, sich in den Vordergrund, in die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu spielen. So hätte eine Band wie Lord Of Mushrooms vor wenigen Jahren noch für einen Aufschrei der Begeisterung gesorgt, heutzutage wird es ihr interessantes Debüt jedoch schon sehr viel schwerer haben. Vom instrumentalen Können liefert diese neue französische Band, die als Coverband mit Titeln von Spock's Beard, Dream Theater, Genesis und Rush anfing, schon mal eine recht beeindruckende Arbeit ab. Souverän bewegt sich die fingerfertige musikalische Umsetzung im moderat komplexen Progressive Rock Bereich, wobei ein jazz-rockiger bis hin zu rein jazziger Unterton unüberhörbar ist. Auch ist ein leicht metallischer Einschlag keineswegs zu unterschlagen, wobei sich dieses Element unterschwellig im Hintergrund orientiert, einige Gitarrenvorstöße und Tempoverschärfungen bleiben lediglich Begleitwerk. Während der Gesang ordentlich, aber nicht allzu aufregend ins Gewicht fällt, liegt die Stärke der Band aus Nizza vor allen in den solistischen Schlenkern. Besonders Gitarre und Keyboards brillieren, ohne sich zu offensichtlich in den Vordergrund spielen zu müssen, unterstützt von einer variablen Rhythmusarbeit. Der Band gelingt es in scheinbarer Leichtigkeit lockere Stilwechsel in ihre Songs einzubauen, ohne dabei gekünstelt bzw. gewollt komplex zu klingen. Um wieder auf die einleitenden Worte zu kommen, warum werden es Lord Of Mushrooms trotz Potential dennoch schwer haben? Inzwischen gibt es auf dem Markt jede Menge technisch versierte Bands, die Auswahl ist zu groß, so dass man als Käufer nur noch auf die absoluten Highlights zurückgreift. Was bei Lord Of Mushrooms fehlt, sind die Passagen, die haften bleiben. Ihr gefälliges Gewirbel ist bestens anzuhören, aber es bleibt dabei leider zu wenig hängen. Ihren Songs fehlt noch die Unverwechselbarkeit, die eigenständige Note. Dennoch sollte man, sofern sich die Gelegenheit bietet, dieser Band eine Chance des Anhörens bieten, denn Beachtung haben sie auf jeden Fall verdient.

Kristian Selm



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