CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Lacuna Coil - Comalies
(51:42, Century Media, 2002)

Und da ist es, das dritte Album der Gothic-Italiener um Sängerin Cristina Scabbia (na gut, Andrea Ferro singt auch noch was, als männlicher Gegenpart). Sehr schön geworden ist dieses Album, das es in einer limitierten Auflage in einer netten Box gibt und das gleichzeitig auch als LP veröffentlicht wurde. Insgesamt bleibt bei den Liedern alles im grünen Bereich, der Gothic-Rock-Hörer bekommt serviert, was er in diesem Genre gerne hört und wohl auch erwartet, ohne dass es zugleich zu extrem wird. Schöne Refrains, Keyboard-Einsprengsel, saftige Gitarrenriffs und jubilierende Solo-Gitarren oben drüber. Ausfälle gibt's so gesehen keine. Damit ist das Songwriting und die Arrangierarbeit und somit die Band als solche klar "reifer" geworden, wie es so schön im Info heißt. Dennoch ist das Album nicht so ganz der Hammer geworden. Das i-Tüpfelchen scheint zu fehlen, was sicher ein wenig daran liegt, dass die Band zu sehr auf Sicherheit spielt. Ein bisschen mehr Wagemut und Experimentierfreudigkeit dürfte es schon sein, denn ansonsten hat sich das Stilrezept "Gothic Rock" in spätesten ein bis zwei Alben verbraucht. Möglicherweise befindet man sich aber noch einer gewissen Art von Orientierungsphase und insofern darf man gespannt sein, was der Nachfolger bringt. Was die Vorbilder angeht, so sind die Reminiszenzen an The Gathering zur "Mandylion"-Phase naheliegend. Daran ist sicher nichts Verwerfliches und wer diesen Gathering nachweint, sollte unbedingt zu "Comalies" greifen - was man bitte nicht falsch verstehen darf, Lacuna Coil sind keine Plagiatoren, allein schon der Duogesang mit der Kombination tiefe Männerstimme, hohe Frauenstimme sorgt für einen eigenen Stil, zudem sind weniger Keyboards in den Arrangements enthalten. Im direkten Vergleich dazu gefällt mir persönlich das Flowing Tears-Album "Serpentine" besser - aber wie gesagt: Lacuna Coil machen ihre Sache sehr gut und die Platte wird auch in meiner Sammlung einen festen Platz haben. Alle Liebhaber soliden und gut gemachten Gothic-Rocks kann "Comalies" ohne Zweifel empfohlen werden.

Markus Schurr



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