CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Group Therapy - Melatomania
(51:55, Mellow Records, 2002)

Seit 1989 betreiben die in Osaka gegründeten Group Therapy ihre völlig eigene musikalische Therapie. Der Bandname ist eher ironisch gemeint, es geht hier keineswegs darum den Zuhörer mit meditativen New Age Gesäusel zu heilen, sondern die Band hatte mit ihrem Mix aus Jazz Rock, Free Jazz und Improvisationen ständig mit den Problem zu kämpfen, dass sie dem Publikum komplett missfiel bzw. es gelangweilt entschlummerte. Es handelt sich also eher um eine gruppendynamische Therapie der Band, mit dem Glauben das Publikum eines Tages doch noch vom schlechten Geschmack heilen zu können. Auch wenn der Jazz Rock Überhang als deutlichstes Merkmal dominiert, so spielt der Sechser (Gitarre, Bass, Schlagzeug, Posaune, Saxophon, Keyboards) aus dem fernen Osten eine durchaus verträgliche, weitgehend sehr melodische Mixtur. Die Improvisationen und solistischen Darbietungen haben nichts von frickeliger Selbstverliebtheit, die Japaner stellen eindeutig Groove, Melodie und Songstruktur in den Vordergrund. Damit begeben sie sich natürlich auf einen waghalsigen Balanceakt. Für den reinen Jazz Rock Liebhaber sind sie sicherlich nicht abenteuerlich genug, wer mehr auf reinen Progressive Rock steht, bekommt hier eine deutlich jazzige Ausprägung, die manchem sicherlich zu weit geht. Doch liegt trotz solistischer Eskapaden vielleicht da auch genau die Chance von Group Therapy, da sie sich als Bindeglied zwischen den Stilen sehen. Wer also seine Erwartungen als reiner Hardcore Fan der einen oder anderen Richtung etwas zurückschraubt und sich musikalisch öffnet, der kann sicherlich mit den sieben, rein instrumentalen Titeln durchaus etwas anfangen und ihnen seine Sympathie entgegenbringen. Vom handwerklichen Können gibt's nichts zu meckern, wobei die Stärke von Group Therapy, wie bereits vorhin erwähnt, vor allem darin liegt, dass sich die Einzelkönner gruppendienlich zurücknehmen. So ist dieses Album zwar kein gewagtes Experiment, hat aber auf seine Weise, einen ganz eigenen Charme.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2002