CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Goblin - Nonhosonno
(52:37, Cinevox, 2002)

Goblin waren Soundtrack-Spezialisten, deren Werke (hauptsächlich in den 70ern) meist in Verbindung mit dem Regisseur Dario Argento standen ("Profondo rosso"; "Suspiria"; "Tenebre"). Mit "Nonhosonno (Sleepless)" liegt nach 22 (!) Jahren Pause tatsächlich ein neues Album vor, das auf dem Frontcover angekündigt wird als "Argento & Goblin finally back again together". Nun sind Zombie-Filme oder ähnlich gelagerte blutrünstige Horrorstreifen sicher nicht meine Baustelle, wohl aber die Musik der Italiener. In den meisten Fällen waren deren Alben von mächtig-pompösem Sound gekennzeichnet, und dies gilt auch für den neuesten Output. Dass sie wieder in Originalbesetzung zusammen sind, heißt im Klartext: Claudio Simonetti (Tasten), Massimo Morante (Gitarren), Fabio Pignatelli (Bass) und Antonio Marangolo (Schlagzeug). Ein gewisser Alterungsprozess ist bei den abgebildeten Musikern nicht zu leugnen, aber das Album klingt frisch wie zu besten Goblin-Zeiten. Das sehr interessante Titel-Thema - gleich zu Albumbeginn gespielt - wird ebenso wie Teile der darauffolgenden Songs immer wieder im Laufe des Albums eingebracht. Diese Wiederholungsmuster sind durchaus typische Elemente für so manchen Soundtrack. Wenn dies so souverän und variabel gebracht wird wie von dem italienischen Quartett, habe ich mit derlei Selbstzitaten gar kein Problem. Goblin überzeugen mit diesem homogenen Werk, das speziell im ersten Drittel deutlich zeigt, dass hier eine Band am Werk ist, in der Tasten, Gitarren und Rhythmusband gleichberechtigt agieren. Erst gegen Ende erhalten einige Titel die Form, die man von Soundtracks erwarten kann: keyboardbetonte Soundschnipsel (Beispiel: "Final white week"). An manchen Stellen kann man sich sehr gut vorstellen, dass es sich um Musik für einen Horror-Thriller handelt, einige düstere Momente erinnern etwa an Devil Doll. Ein starkes Comeback!

Jürgen Meurer



© Progressive Newsletter 2002